Mit Fremdenhaß und antisemitischer Hetze zum Erfolg

■ Der Einzug der Rechtsextremisten ins neue Parlament beunruhigt die Juden in Ungarn

Budapest (taz) – István Csurka ist kein erklärter Faschist. Doch was Ungarns Rechtsextremist und Antisemit Nummer eins nicht sagt, zeigt er durch Gesten – zum Beispiel eine schräg nach oben zum Gruß ausgestreckte rechte Hand, wahlweise als Hitlergruß oder als der Gruß der ungarischen Pfeilkreuzler interpretierbar. Auch eindeutige Lösungen hat Csurka nicht anzubieten. Sein Programm besteht in einer Hetze gegen alles Fremde und die „judeo-bolschewistische Plutokratie“.

Ungarn war bisher eines der wenigen osteuropäischen Länder, dessen Parlament rechtsextremistischen oder antisemitischen Parteien keine Tribüne bot. Nun ist eingetreten, was nur wenige Politologen für möglich hielten: Die „Partei der ungarischen Wahrheit und des ungarischen Lebens“ (MIEP) ist mit 14 Sitzen im Parlament vertreten.

Mitgeholfen hat dabei auch die Prominenz Csurkas. Der 64jährige ist in Ungarn seit Jahrzehnten als Schriftsteller bekannt. In Literatenkreisen schon vor 1989 für seine antisemitischen Ausfälle bekannt, sorgte Csurka nach 1989 als Vizepräsident des Ungarischen Demokratischen Forums (MDF) für internationales Aufsehen. Im August 1992 hatte er ein antisemitisches Manifest verfaßt und darin „mehr ungarischen Lebensraum“ gefordert. Nachdem er dafür 1993 aus dem MDF ausgeschlossen wurde, gründete er die Bewegung „Ungarischer Weg“, später die MIEP. Der Eintritt der „Partei der ungarischen Lüge und des ungarischen Todes“, wie sie der Philosoph Gaspar Miklos Tamas bezeichnet, sorgt Ungarns Juden zu Recht. Erst vor wenigen Tagen hatte Csurka wieder erklärt, daß die „jüdische Abstammung ein Vorteil“ sei, um in Ungarn wichtige Posten zu bekommen. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Ungarns, Peter Feldmajer, kommentierte die Präsenz der Csurka-Partei im Parlament mit traurigen Worten: „Viele Juden sagen mir, daß es vielleicht wieder Zeit sei zu packen.“ Keno Verseck