Die serbische Strategie im Kosovo

■ Die Belgrader Politik der "etnischen Säuberungen" zielt auf die Teilung der Provinz. Dies wird als Kompromiß empfunden

Sarajevo (taz) – Bei den „Kämpfen“ im Kosovo handelt es sich bisher um eine sehr einseitige Angelegenheit. Die jugoslawische Armee sowie die schwerbewaffneten Sondereinheiten des Innenministeriums haben alle Möglichkeiten, mit voller Brutalität vorzugehen. Die schlechtbewaffnete albanische Untergrundarmee UCK führt mit ihren Angriffen auf serbische Polizisten und Soldaten einen Kampf von Amateuren gegen Profis. In diesen Tagen werden Menschen ermordet und vertrieben, ganze Dörfer zerstört. Im Kosovo geschieht, was niemand mehr für möglich gehalten hat: Es wird wieder einmal ethnisch gesäubert.

Systematisch wurden in den letzten Wochen und Monaten die Stellungen der jugoslawischen Armee und der Sicherheitskräfte ausgebaut. Der nördliche und der westliche Teil Kosovos wurde von einem Netzwerk militärischer Positionen überzogen. Panzer und Artillerie sind an den strategisch wichtigen Punkten eingegraben, Maschinengewehre, Helikopter und Kampfflugzeuge werden eingesetzt. Es gibt keinen Fleck in der sogenannten „umkämpften Zone“, der nicht von den jugoslawischen Einheiten kontrolliert werden kann.

An dem miltärischen Aufbau läßt sich das Ziel der serbisch-jugoslawischen Führung ablesen. Er läßt darauf schließen, daß diese nördliche und westliche Region von Albanern „gesäubert“ werden soll. Es handelt sich um das rohstoffreiche Gebiet des Kosovo. Dort gibt es Kohle, Chrom, Zink, Kupfer, hier stehen die wichtigsten Kraftwerke. Die restlichen Gebiete Kosovos mit der Hauptstadt Priština, Prizren und den meisten der serbisch-orthodoxen Heiligtümer sollen gemäß dieses Planes den Albanern überlassen werden.

Die Diskussion um die Teilung Kosovos wird schon seit 1993 geführt. Und wie schon in Bosnien wird dieser Idee, deren Verwirklichung so viel Unrecht und Leiden nach sich zieht, selbst in den demokratisch-oppositionellen Kreisen Belgrads kaum widersprochen. Für den Großteil der serbischen Bevölkerung gilt nach wie vor: Kosovo ist ein Teil Serbiens, die albanische Bevölkerung nur „Gast“ im serbischen „Kernland“ – obwohl Kosovo, historisch gesehen, nicht das serbische „Kernland“ ist.

Doch aus der Logik dieses Anspruchs wurde eine effektvolle Propaganda entwickelt, um das militärische Vorgehen gegen die albanische Bevölkerung als „Kampf gegen den Terrorismus“ zu legitimieren. Der Teilungsplan, der ungeachtet der Propaganda just die historischen Stätten aufgibt, wird somit von weiten Teilen der serbischen Bevölkerung als „Kompromiß“ empfunden. Erich Rathfelder