Wundersame Verminderung der Strahlenopfer

■ Nukem: Nur 20 der 300 Angestellten, die 1987 verstrahlt wurden, waren bei Nukem beschäftigt

Hanau (taz) – Der Streit zwischen Nukem und den Gutachtern der Arge Pham um die Vorfälle von 1987 bei Nukem hält an. „Im Januar 1987 hat es keine Kontamination von 300 Dosimetern von Nukem-Mitarbeitern gegeben.“ Das erklärte Nukem gestern überraschend. „Über 80 Prozent“ der Dosimeter, so Nukem-Sprecherin Beate Scheffler zur taz, stammten nicht von Nukem-Mitarbeitern oder von damals bei Nukem tätigen Personen, sondern von Mitarbeitern anderer Atomfirmen in der Nachbarschaft; etwa der Reaktor Brennelemente Union (RBU).

Den Gutachtern der Arge Pham, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft in Hanau die von der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltschutz (GSF) ausgewerteten 300 kontaminierten Personendosimeter der Nukem zugeordnet hatten, warf Scheffler „verantwortungslose, schlampige Arbeit“ vor.

Sie seien „keine dummen Buben“, erwiderte Eberhard Pitt von Arge Pham. Der Physiker an der Uni Gießen hielt gestern an seiner Darstellung fest: Ab Januar 1987 seien an 300 Personendosimetern von Nukem Kontaminationen registriert worden. Die Anzahl der kontaminierten Dosimeter sei gegenüber dem Dezember 1986 „um den Faktor 30“ gestiegen. Pitt: „Und es gab eine deutlich erhöhte Strahlung.“

Laut Nukem habe es seit dem Januar 1987 nur noch ein einziges, von Nukem geführtes Strahlenkataster für die Mitarbeiter aller Atomfirmen in Hanau gegeben. Doch hinter den Namen sei der Arbeitgeber – Nukem, RBU oder Alkem – vermerkt gewesen. Genau das hätten die Gutachter der Arge Pham nicht bemerkt, so Nukem-Sprecherin Scheffler. Arge Pham habe einfach alle Namen respektive Dosimeter gezählt, ohne darauf zu achten, daß es bei Nukem – wie in den Monaten zuvor – weiter „nur“ rund 20 kontaminierte Dosimeter gegeben habe; aber rund 270 Dosimeter von Mitarbeitern anderer Atomfirmen. kpk