Die Millionäre wollten einfach nicht

■ Er wollte eine Zeitschrift für Reiche machen, und auch diverse TV-Kanäle. Nun ist er pleite

Die Geschichte klang spektakulär. Neil S. Lachman, ein 26jähriger Unternehmer aus dem niederländischen Rotterdam, wollte mit einer Zeitschrift für Millionäre die Welt erobern. Selbstbewußt verkündete Lachman: „Es ist die ideale Zielgruppe, ich werde reich durch die Reichen.“

Das Blatt nannte er Periodique Elitair. Die Reichen in Holland bekamen die Zeitschrift völlig ungefragt und kostenlos ins Haus geschickt, am Kiosk war das Periodique Elitair für 12,50 Gulden erhältlich. Lachman: „Eigentlich war das zu wenig. Ich wollte es für 25 Gulden verkaufen, aber man hat mir abgeraten.“

Eine Zeitschrift nur für Millionäre – das faszinierte die Medien. Viele deutsche TV-Stationen und Zeitungen bericheten über das exklusive Vorhaben. Großkotzig verkündete Lachman in der Hochzeit seiner Medienpräsenz: „Ich bringe die Zeitschrift auch in Deutschland heraus, in England und Frankreich. Ich will auch eine TV-Station für Reiche gründen.“ Nebenbei wollte er in Deutschland die Dresdner Frauenkirche wieder aufbauen.

Nun ist Lachman wohl selbst kaum noch zu retten. Die erste Nummer von Periodique Elitair, die schon vor einigen Jahren erschien, blieb die letzte. Statt Millionen zu verdienen, hat er Hunderttausende verloren. Ein Gericht in Rotterdam erklärte den Möchtegern-Millionärsverleger nun für pleite.

Exmitabeiter, darunter prominente Schreiber, wollten ihr Geld sehen: Mindestens 500.000 Gulden müßte Lachman aufbringen. Frans Micklinghoff, ein Jahr lang Chefredakteur: „Ich will 75.000 Gulden, eigentlich steht mir das Doppelte zu – aber er kann ja sowieso nicht zahlen.“ Dem bekannten Journalisten Willem Oltmans, einem Kenner des Königshauses, ist die Sache peinlich: „Er hat mir viel Geld versprochen. Ich habe dann einen Artikel geschrieben – aber nie einen Cent gesehen.“ Der Journalistenverband rät längst dringend davon ab, für Lachman auch nur eine einzige Zeile zu verfassen.

Journalisten der TV-Sendung „Nova“ (Hollands „Tagesthemen“) und des Rotterdams Dagblad berichteten, Lachmann lebe jetzt von Sozialhilfe in einem für Schuldner zur Verfügung gestellten Haus, die Telefone würden nach dem Erreichen der 200-Gulden-Grenze abgestellt werden – derweil liefen seine Rechnungen über die Bahamas und die Caiman- Inseln.

Schon das Fundament der Millionärszeitung war zwielichtig. Lachman hatte die Adressen von Hollands Millionären von einer Firma erworben. Aber die Rechnung dafür, angeblich in Höhe von 800.000 bis 900.000 Gulden, nie bezahlt.

Lachman wehrt sich nun: Den Adressenlieferanten beschuldigt er der „üblen Nachrede“. Dieser sei seinem Vertrag nicht nachgekommen, habe sich die Adressen der Millionäre „mit Hilfe der Post“ zusammengesucht. Die Mitarbeiter, die nun auf ihr Geld pochen, hätten schlecht gearbeitet. Dennoch wolle er sie bezahlen – zuerst müsse er allerdings nur noch schnell einen Börsengang durchziehen. Der solle sechs Millionen Gulden einbringen, sagt Lachmann. Falk Madeja