„Das ist Amtsanmaßung“

Star-Architekt von Gerkan wirft Hamburgs Oberbaudirektor Kossak „Mißbrauch öffentlicher Funktionen“ vor  ■ Von Heike Haarhoff

Ein Architekt rechnet ab. Professor Meinhard von Gerkan, Chef des renommierten Hamburger Architekturbüros gmp (von Gerkan, Marg und Partner), läßt kein gutes Haar an Hamburgs Oberbaudirektor Egbert Kossak (SPD). In einem zweiseitigen Brief an Kossak vom 23. Juni wirft von Gerkan diesem „Amtsanmaßung“, „Mißbrauch der Ihnen anvertrauten öffentlichen Funktionen“, „Voreingenommenheit“, „Begünstigung“ bestimmter Architekturbüros sowie „üble Nachrede uns gegenüber“ vor. Das Schreiben, das der taz hamburg vorliegt, ging zur Kenntnis an Stadt-entwicklungssenator Willfried Maier (GAL) als Kossaks Vorgesetztem, an die Hamburgische Architektenkammer und den Bund Deutscher Architekten in Berlin.

Kossak, so die Kritik, erhebe den „Anspruch, darüber zu entscheiden, wer an Architektenwettbewerben in Hamburg teilnehmen darf und wer nicht – und zwar nicht nur bei öffentlichen Bauvorhaben, sondern auch bei solchen privater Investoren“. Dies sei Amtsmißbrauch und führe zur „Aussperrung von Architekten“, genauer gesagt von gmp: „Sie“, greift der Star-Architekt Kossak an, „manipulieren die um die Gunst des Oberbaudirektors im Interesse ihrer Bauabsichten bemühten Investoren nach Ihrer persönlichen Voreingenommenheit mit Begünstigungen bzw. Ausgrenzungen“.

Auslöser des Streits, der den offenbar seit langem schwelenden Konflikt zwischen Kossak und dem Büro gmp (Fleetinsel, Flughafen-Terminal, Entwurf für die Hafen-City) auf die Spitze trieb, ist ein Wettbewerb zum Bau eines Bürohauses am Axel-Springer-Platz. Das Internationale Immobilien Institut (I.I.I.) aus München als Investorin hatte den Wettbewerb veranstaltet, gmp sich um die Teilnahme beworben und – eine Absage von Kossak als Leiter der Jury erhalten. Von Gerkan erkennt darin einen „Aussperrungsdruck“, der sich „in letzter Zeit verstärkt“ und „diskriminierende Auswirkungen angenommen“ habe.

Die „Rechtfertigung“ Kossaks, daß gmp in der Vergangenheit „bei eingeladenen Wettbewerben völlig unangemessen bevorzugt worden sei“, sei keine – Kossak selbst bleibe die Erklärung „schuldig“, weshalb er „immer wieder andere Büros“ bevorzuge. Nach Informationen der taz sind damit die Büros Bothe, Richter, Teherani sowie Alsop und Störmer gemeint. Pikant: Teheranis Lebensgefährtin arbeitet im Landesplanungsamt der Stadtentwicklungsbehörde, durch das die Unterlagen zur Auslobung von Wettbewerben gehen. Im Büro Alsop und Störmer ist die Tochter des Oberbaudirektors tätig.

Der 61jährige Kossak, der seit 1981 Oberbaudirektor ist und dessen Amtszeit zum Jahresende ausläuft, weilt im Urlaub und war für eine Stellungnahme gestern ebenso wenig zu erreichen wie Senator Maier. Stadtentwicklungsbehörde und Architektenkammer bestätigten lediglich, das Schreiben zu kennen.

Für Professor Meinhard von Gerkan gibt es nur eine Folgerung: „Eigentlich sollten Sie (Kossak, d. Red.) der Objektivität willen diese Preisrichterämter niederlegen.“