„Völlig ungeeignet“

■ Gutachten: Harburger Grundwasser verseucht / Umweltbehörde: Keine Gefahr

Eine Industrie-Deponie ist Ursache für die Grundwasserverseuchung im Gebiet der Harburger Bahnhofslinse. Das bestätigt das Kieler Universitäts-Institut für Toxikologie in einem Schreiben vom 29. Juni: AnwohnerInnen hatten gebeten, die von ihnen zuvor beauftragte Analyse einer Grundwasserprobe (taz berichtete) toxikologisch zu beurteilen. „Die leichtflüchtigen Halogenkohlenwasserstoff-Kontaminationen zeigen, daß das Wasser für Trinkwasserzwecke völlig ungeeignet ist. Ferner weist die Stoffpalette auf die Nähe einer Deponie hin, die mit Industrieabfällen (z.B. Lösemittelreste) beschickt wurde“, lautet der eindeutige Befund.

Die Konzentration von 620 Mikrogramm pro Liter Wasser des „nachweislich krebserzeugenden“ Vinylchlorids sei „als äußerst besorgniserregend anzusehen“. Und: „Da Vinylchlorid ein mikrobielles Abbauprodukt (...) ist, wird die Annahme, daß eine mit leichtflüchtigen Halogenkohlenwasserstoff beschickte Deponie die Ursache der Vinylchloridbelastung des Wassers ist, untermauert.“

Umweltsenator Fritz Vahrenholt dürften die Ohren klingeln. Noch in der vorigen Woche hatte er behauptet, daß „kein Deponieeinfluß“ schuld sei an der Verseuchung. Daran hält seine Behörde weiterhin fest, zumindest, was die Deponie auf der Bahnhofslinse angeht: „Es könnte sein, daß die Stoffe aus anderen Deponien stammen“, sagt Behörden-Sprecherin Ina Heidemann. Als wenn damit die Verseuchung aus dem Wasser gefiltert wäre: „Es stehen noch Gutachten aus. Erst dann wird entschieden, ob Sanierungsbedarf besteht.“

Eine Trinkwassergefährdung sei schon allein aufgrund der Fließrichtung des Grundwassers ausgeschlossen: „Das Wasser fließt in Richtung Süderelbe“, gibt die Behörde zu, wissentlich verseuchte Flüssigkeiten in die Elbe sickern zu lassen. Heike Haarhoff