■ Clements Zukunftsträume und die Pleite der NRW-Medienpolitik
: Filmtricks und andere Illusionen

Ach, ginge Medienpolitik doch so wie „Godzilla“. Es war zuletzt Filmzauberer Roland Emmerich, von dem sich Wolfgang Clement inspirieren ließ. Seit der Hollywood-Regisseur dem NRW-Regierungschef einmal ein bißchen aus der Bluebox plauderte, wie man aus engen Welten glamouröse Räume und aus Provinzfiguren monströse Gestalten zaubert, fühlt sich der Sozialdemokrat in seinen kühnen Träumen bestärkt. „Hollywood im Ruhrgebiet“ war einer davon. Am liebsten würde der SPD-Mann sein ganzes Land in ein Film- und Fernsehparadies verwandeln: vom Abwicklungsland der Industriekultur zur postindustriellen Wunderwelt.

Leider hat Clements Medienpolitik genau die gleichen Mängel wie Emmerichs letzter Film: viel Virtuelles, wenig Substanz. Die drohende Pleite der Oberhausener Filmtrickschmiede ist nur ein besonders krasses Beispiel: Mit viel öffentlichen Subventionen, aber wenig Wissen über den Markt wurde ein überdimensioniertes Projekt in ein Umfeld geknallt, in dem es etwa soviel Brancheninfrastruktur gab wie auf den Färöer-Inseln.

Der große Umbau zum Standort für die Zukunftsbranche Medien wurde dabei mit den gleichen Mitteln angegangen, mit denen seit Jahrzehnten die Altindustrien in NRW gepäppelt werden: Von einem dreieinhalbköpfigen Zirkel in der Regierungszentrale ausgekaspert, von der bewährten Connection aus Clements NRW-SPD, WestLB, Kölner Stadtsparkasse, dem WDR und den immer wieder gleichen Investoren aufs Gleis gesetzt, wobei die Risiken der Steuerzahler übernimmt und immer wieder die gleichen Figuren auf den gutdotierten Geschäftsführerposten landen. Alter Filz und neue Medien: Selbst grüne, SPD-interne und CDU-Kritiker wurden schnell ins Spiel eingebunden. Daß am Ende das Verhältnis zwischen Subvention und Arbeitsplätzen oft nicht viel besser ist als bei der Kohleförderung, kümmert

wenig.

Gewiß ist es nötig, in Medienindustrie zu investieren. Doch Clement hat sie zur Leitbranche einer schillernden Zukunft erklärt, die so real ist wie Emmerichs Riesensaurier. Daß eine prosperierende Medienwirtschaft mehr der gut ausgebildeten Köpfe bedarf als der riesigen Produktionshallen, daß die Innovationen oft aus den kleinen Firmen kommen und nicht aus den von Clement gepflegten Konzernen – das spielt in NRW kaum eine Rolle. Man ließ sich lieber auf einen mit Steuergeldern geführten Verdrängungswettkampf mit Berlin und München ein. Und beim Träumen übersah der SPD-Vormann, daß Medienpolitik nicht allein Wirtschaftspolitik ist. Lutz Meier