■ Vorschlag
: Mondschein der äußeren Mongolei: die Sängerin Saraa im HdKdW

„Hey ho, Reiter!“ – der Ruf der Steppe hallt bis heute auf nostalgischen Schlagerparties nach. Damit verbindet sich die Erinnerung an eine wild herumkaspernde Hitparadenkapelle in Fellmützen, Samtmänteln und Kosakenhosen. Mit ihrem Trash- Hit „Dschinghis Khan“ überzeichnete die gleichnamige Gruppe Ende der siebziger Jahre das historische Mongolenbild zur grotesken Karikatur und schrieb es so nachdrücklich ins kollektive Popgedächtnis der Bundesrepublik ein.

Der real existierende Pop aus der modernen Mongolei klingt natürlich ganz anders, weniger bizarr und exotisch. Mongolischer Pop klingt so wie die Sängerin Sarantuya, die unter ihrem Künstlernamen Saraa zum größten Star des Steppenstaates aufstieg. Und die klingt weitgehend wie eine asiatische Ausgabe einer amerikanischen Soulsängerin: Pop der großen Gefühle, aber unter weitgehendem Verzicht auf folkloristisches Flair. Ein Zeichen von Öffnung und Internationalisierung der Mongolei in Zeiten des Postkommunismus? Nur wenn Saraa die Stille der Wüste Gobi besingt, kommt ein wenig Lokalkolorit auf.

Fest steht jedenfalls, daß die 27jährige Sarantuya (der Name bedeutet soviel wie „Mondschein“) nicht nur zu Hause ein Star ist, sondern ihre Platten auch in den Nachbarländern China und Rußland sowie in Singapur, Malaysia und Thailand veröffentlicht. Da der mongolische Musikmarkt sehr klein ist, lag die Ausweitung ihres Aktionsradius nahe.

Der reicht inzwischen bis Berlin, denn hier lebt die Sängerin zur Zeit. Grund genug für die Außenstelle der mongolischen Botschaft, Mongoliens ruhmreiche Diva in ihrer Wahlheimat einmal zum Konzert zu bitten. Auf 600 bis 700 Mongolen schätzt die Botschaft die Zahl der Landsleute in Berlin, hauptsächlich Studenten, Touristen und Geschäftsleute. Zu DDR-Zeiten studierten viele mongolische Kader im sozialistischen Bruderstaat, weswegen die Verbindung zu Deutschland auch heute noch ganz gut ist: Ungefähr 25.000 Mongolen sollen heute Deutsch sprechen.

Einer von ihnen ist Dondogyn Batjargal. Der Chefredakteur der von ihm selbst gegründeten Jugendzeitung Super arbeitete im letzten Sommer für einige Wochen als Hospitant bei der taz, wo er als Botschafter mongolischer Popkultur agitierte. Mit Erfolg. Weswegen wir das heutige Konzert wärmstens empfehlen. Daniel Bax

Ab 19 Uhr im HdKdW, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten