Schorlemmer abberufen

■ Die Evangelische Akademie Wittenberg setzt ihren stellvertretenden Direktor ab

Berlin (taz) – Der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer ist gestern überraschend von seinem Amt als stellvertretender Direktor der Evangelischen Akademie Wittenberg abberufen worden. „Interne Auseinandersetzung in der Leitung der Akademie führten zu Blockaden“, schreibt Schorlemmer in einer persönlichen Erklärung über die Situation, die zu seiner Abberufung führte. Nicht nur Schorlemmer, sondern auch die Akademiedirektorin Heidemarie Wüst ist ihres Postens enthoben worden.

Das Evangelische Konsistorium in Magdeburg und der Landeskirchenrat in Dessau beschreiben die Auseinandersetzungen konkreter: „Der Vorstand [des Trägervereins der Akademie, d.R.] hatte seine Entscheidung vor dem Hintergrund von Streitigkeiten zwischen Frau Wüst und Herrn Schorlemmer getroffen, die die Arbeit der Akademie zu gefährden drohten“, heißt es in einer Presseerklärung. Sowohl die Kirchenprovinz Sachsen als auch die Landeskirche Anhalt müssen der Abberufung noch zustimmen. Dies gilt jedoch als sicher.

Der Konflikt zwischen dem prominenten Schorlemmer und der Akademiechefin Wüst sei nicht inhaltlicher, sondern eher persönlicher Natur, hieß es gestern im Umfeld der Akademie. Die DDR-Oppositionelle Wüst kam schon in den 80er Jahren zur Akademie. Nach der Wende übernahm sie die Leitung. Schorlemmer schreibt in seiner persönlichen Erklärung, er stimme der Entscheidung zu, ihn und Wüst abzuberufen. Für seine „eigentliche Arbeit“ als Theologischer Studienleiter hätte die Funktion des stellvertretenden Direktors „praktisch keine Relevanz“. Provisorisch leitet nun Pfarrer Martin Krämer, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins, die Akademie. Robin Alexander