Keine grüne Jodelbayerin

■ Die bayerische Grünen-Chefin Ruth Paulig steht bei der Landtagswahl vor zwei Problemen

Germering (dpa/taz) – „Warum wird denn in Bayern immer wieder die CSU gewählt? In den bayerischen Wahlkabinen ist der Stift enorm kurz angebunden. Er reicht nur bis zur ersten Spalte.“ Rhetorisch kann es die bayerische Grünen-Chefin Ruth Paulig durchaus mit der übermächtigen Konkurrenz von der CSU aufnehmen. Für sie bot der gestrige „Kleine Parteitag“ der grünen Bundespartei in der Nähe von München (siehe Bericht) die Gelegenheit, sich zwei Wochen vor der bayerischen Landtagswahl umgeben von Parteipromis wie Fischer, Röstel und Trittin zu präsentieren. Paulig steht eine doppelte Bewährungsprobe bevor. Die 49jährige Kunstlehrerin will ihre Partei bei der Landtagswahl erneut über die Fünfprozenthürde führen. Vor allem aber muß sie sich gegenüber der eigenen Basis als Spitzenkandidatin beweisen: Mit ihr präsentieren die Grünen, allen Bedenken zum Trotz, erstmals bei einer Bayern-Wahl ein personelles Aushängeschild. Die rothaarige „Reala“, die mit ihrem eher stillen Tandempartner Bernd Schreyer seit knapp zwei Jahren den Landesverband führt, steht für eine bewußte Öffnung der Partei. Sie will weg vom „Körndl-Image“ und neue Wählerschichten ansprechen – vor allem im Mittelstand, bei Kirchen und Gewerkschaften.

Mit der Arbeit im Landtag hat die diplomierte Biologin bereits Erfahrung. Sie gehört als Gründungsmitglied der Grünen in Bayern zum Urgestein der Partei und war von 1986 bis 1994 schon einmal im Maximilianeum, davon fünf Jahre im Fraktionsvorstand. Damals machte sich die Mutter dreier Jungen mit spitzer Zunge und frechen Aktionen einen Namen. So sorgte die Oberbayerin mit ihrem Antrag gegen „Bayerntümelei und Jodlerbayerntum“ für Aufsehen. Bei der Wahl des später über die Amigo-Affäre gestürzten Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU) hüllte sie das Rednerpult des Hohen Hauses in schwarzes Tuch – aus Protest gegen den „CSU-Filz“. pat