Apropos: Was ist eigentlich bio am Öko-Bier?

„Bei uns beginnt das Reinheitsgebot auf dem Acker“, sagt Steffen Leib von der Öko-Brauerei Neumarkter Lammsbräu. Und hat damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn, und das gilt auch für Wein, was bio- oder ökologisch ist, definieren in erster Linie die Anbaukriterien der Grundstoffe. Was anschließend daraus gebraut oder gekeltert wird, ist mehr oder minder Geschmackssache.

Über Bier wacht seit 1872 das deutsche Reinheitsgebot, die biologische Qualität der Rohstoffe spielte damals allerdings noch keine Rolle. Festgeschrieben wurden nur die Zutaten, und das sind: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. „Und mehr ist analytisch nachweisbar auch nicht drin“, erläutert Niko Tessin von der Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit beim deutschen Brauerbund. „Im Endprodukt gibt es keinen Unterschied zum ökologischen Bier.“ Der konventionelle Brauprozeß sei ein Dekontaminationsprozeß. „Die Pestizide und Düngemittel, die beim Hopfen- und Braugerstenanbau auf die Pflanzen kommen, werden im Brauprozeß wieder herausgenommen.“

Stimmt, räumt Barbara Müller, Braumeisterin bei der Öko-Brauerei Pinkus Müller, ein. „Es ist schon so, daß diese Stoffe kaum nachweisbar sind.“ Doch das ist für Müller ohnehin nachrangig: „Für Brauer ist das wichtigste Gut das Wasser“, sagt sie, „und da ist es doch wunderbar, zu wissen, daß es hier eine Riesenfläche gibt, die weder gespritzt noch gedüngt wird.“

Pinkus in Münster und Neumarkter Lammsbräu in der Oberpfalz sind die beiden größten der zahlreichen Öko-Brauereien, die sich seit den 80er Jahren in Deutschland etabliert haben. Sie produzieren nur mit kontrolliert-biologischen Rohstoffen – in ökologisches Bier kommt nichts rein, was hinterher wieder raus muß. Die Felder werden organisch gedüngt. Hopfen und Gerste bleiben frei von Pestiziden.

Doch es gibt noch mehr Auflagen: Öko-Bier wird aus heimischen Pflanzen gebraut, konventionelle BrauerInnen beziehen Hopfen und Braugerste aus aller Welt. Öko-BrauerInnen trocknen und pressen die Hopfendolden und lagern sie in einem dunklen Keller, konventionelle Betriebe produzieren mit Hopfenpellets (das sind kleine, grüne, aus Hopfenpulver gepreßte Pillen) oder Extrakten aus Hopfen. Im Gegensatz zur gepreßten Version, die sich maximal ein Jahr hält, sind Pellets und Extrakt jahrelang bunkerbar.

Und nicht zuletzt die Verpackung wirkt sich negativ aus auf die Ökobilanz der konventionellen BierbrauerInnen: So werden immer noch Dosen vermarktet, und kommt das Bier aus der Flasche, dann schmückt diese nicht selten der umweltfeindliche Stanniolkragen. she