„Was der Arbeitsmarkt hergibt“

■ 120 Beschäftigte des Lübecker Dosenherstellers „Impress Metalpacking“ werden nicht entlassen, sondern fortgebildet

In der norddeutschen Metallindustrie macht die Gründung von Qualifizierungsgesellschaften bei Massenentlassungen weiter Schule. Nach langem Tauziehen konnte nun auch die Lübecker IG Metall beim Dosenhersteller „Impress Metallpacking“ (IMP) – ehemals Schmalbach Lubecka – eine solche Gesellschaft per Haustarifvertrag durchsetzen. 120 Beschäftigte, die entlassen werden sollten, sind damit für ein Jahr sozial abgesichert. In dieser Zeit werden sie für neue Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt ausgebildet.

Ihre Stellen werden abgebaut, weil der Druckereibetrieb des Lübecker Unternehmens „eingestellt und woanders wieder aufgebaut werden soll“, berichtet Waltraut Ricke von der IG Metall. Nur mit einem Sozialplan oder einem Interessenausgleich wollten sich Betriebsrat und Gewerkschaft bei ihren Verhandlungen mit den Firmenchefs nicht zufrieden geben. „Es muß erstmal ausgelotet werden, was der Arbeitsmarkt für die Beschäftigten hergibt“, erklärt Ricke, „das haben wir dann in einen Tarifvertrag gegossen.“

Nun befindet sich die Qualifizierungsgesellschaft der IMP „in Gründung“. Vorbild ist die des ehemaligen Dosenherstellers Züchner aus Barmstedt. Dort waren Ende vergangenen Jahres nach der Betriebsstillegung 130 Beschäftigte in die Gesellschaft gewechselt. Sie erhalten zwei Jahre lang Kurzarbeitergeld; der Ex-Mutterkonzern Cermaud Metallbox stockt die Bezüge auf nahezu 100 Prozent des letzten Nettolohns auf und finanziert alle Weiterbildungsmaßnahmen.

Anders als bei Züchner konnte der Bestand der Qualifizierungsgesellschaft bei IMP nur auf ein Jahr festgeschrieben werden. „Das Arbeitsamt gewährt leider nur noch für ein Jahr strukturelles Kurzarbeitergeld“, beklagt Ricke.

Dennoch kann sich die Druckereistillegung und somit der Arbeitsbeginn der Gesellschaft noch hinziehen. „Es war geplant, daß Anfang des Jahres die Qualifizierung beginnt“, erläutert Waltraut Ricke. „Wir haben aber gehört, daß sich das bis zum März hinausschieben kann.“ kva