Wassilij Aksjonow

Der vor allem im Osten vielgelesene Schriftsteller wurde im Westen durch die Tamisdat-Biographie seiner Mutter, Jewgenia Ginsburg, bekannt. Sie begründete mit ihrem Werk die bis heute nicht abgeschlossene „sowjetische Lagerliteratur“.

Die Pädagogin aus Kasan war 18 Jahre lang als „Trotzkistin“ in Kolyma inhaftiert. Als sie nach ihrer Haft außerhalb des Lagers leben durfte, besuchte ihr 1931 geborener Sohn sie erstmalig in Magadan.

Seine langen Haare waren erste Zeichen einer sowjetischen Jugend-Protestbewegung während der Chruschtschow-Ära, deren musikalische und literarische Repräsentanten dann Aksjonow, Jewtuschenko, Okudschawa und die Achmadullina wurden.

Diese „Rebels without a cause“ hatten große Ähnlichkeit mit der amerikanischen Beat generation. Insbesondere Aksjonows Bücher aus den sechziger und frühen siebziger Jahren erinnern stark an diejenigen Jack Kerouacs.

Aksjonow wurde als „Sänger der Großstadtjugend“ gefeiert und als „Bannerträger der Halbstarken“ angegriffen. Nach der Herausgabe des Almanachs „Metropol“ 1979 wird er ausgewiesen – und läßt sich in den USA nieder, wo er 18 Jahre lang lebt. Dort werden seine Bücher vertüftelter, die Geschichten mit Anspielungen auf russische Klassiker und sowjetische Propaganda gespickt.

1985 erschien – zuerst in den USA – Aksjonows Roman „Sag Rosine“: die Intrigen und Eiertänze eines sowjetischen Fotografen zwischen Oppositionellen, KGB-Offizieren und sensationslüsternen Westjournalisten. Sein vorläufig letzter Roman „Moskauer Saga“ wurde nicht mehr ins Deutsche übertragen. Helmut Höge/Foto: Keystone