Zurück in die afrikanische Zukunft

Mit ihrem Album „Urbanzulu“ bringt die südafrikanische Sängerin Busi Mhlongo die von den Zulu-Wanderarbeitern begründete Maskanda-Musik in popkulturelle und postfeministische Zusammenhänge  ■ Von Christoph Herrmann

Sitzt man Busi Mhlongo das erste Mal von Angesicht zu Angesicht gegenüber, ist man ein wenig überrascht: Klein und zierlich, wie sie ist, wirkt Mhlongo irgendwie zerbrechlich. Nur schwer wollen sich der druckvolle Gesang ihres aktuellen Albums „Urbanzulu“ und das Etikett, „eine der markantesten Stimmen des neuen Südafrikas“ zu sein, mit ihrer äußeren Erscheinung in Verbindung setzen lassen. Doch schon bei den ersten Sätzen, die sie sagt, spürt man, wieviel Energie in Mhlongo steckt.

Aufgewachsen in der Welt der Apartheid, war Musik aus dem Radio so ziemlich die einzige Verbindung zur Welt außerhalb der Landesgrenzen, erinnert sich Busi Mhlongo an ihre Kindheit. Mitte der 70er Jahre ging sie wie so viele andere ins Exil. In London schloß sie sich der südafrikanischen Musikszene um Dudu Pukwana an. Später lebte sie längere Zeit in den Niederlanden. Durch die dortige Begegnung mit Musikern wie Ifang Bondi erschlossen sich Busi Mhlongo neue Zugänge: „Ich entdeckte meinen Stolz auf meine afrikanische Kultur. Früher hatten wir in Südafrika immer gedacht, wir müßten auf englisch singen, um international verstanden zu werden. Aber ich sah, wie diese Musiker sich in ihrer eigenen Sprache ausdrückten, und jeder, der sie hörte, war glücklich, weil es die pure Wahrheit war.“

Also wandte sich auch Busi Mhlongo verstärkt ihrer heimischen Zulu-Kultur zu. Mit Hilfe des renommierten Produzenten Will Mowatt, der schon bei Soul II Soul an den Reglern saß, und unter Beteilgung ihres panafrikanisch besetzten Ensembles entstanden die Aufnahmen zum Album „Urbanzulu“. Kaum ein besserer Titel hätte gewählt werden können, um die Transformation, die die quirlige Sängerin darauf vornimmt, wiederzugeben. Der männerdominierten Sichtweise des Maskanda, einer traditionellen Liedform der Zulu-Wanderarbeiter, setzt sie ihre eigene Sicht der Dinge entgegen: „Ich will niemanden verletzen. Aber jetzt ist die Zeit, in der wir frei sind und Mandela gesagt hat, daß wir mit jedem und über jeden frei sprechen können.“ Und so ruft sie in ihren Songs die Menschen ihrer Heimat dazu auf, alte Gräben zu überwinden, Frieden zu schaffen und Versöhnung zu praktizieren.

„Ich bin zutiefst überzeugt davon, daß es nur ein Afrika gibt. Es ist nicht nötig, daß sich einer für etwas Besseres als sein Nachbar hält. Wir können uns doch auch nicht über unsere Eltern erheben, wenn diese alt geworden sind, denn schließlich haben sie uns hervorgebracht.“

Busi Mhlongo & Ensemble, heute ab 20 Uhr, Tränenpalast, Reichstagufer 17