Endlich Klimanlage und gutes Bier!

■ Axel Schulz und seine Crew verlassen das Loft am Nollendorfplatz

Man sollte es wohl Ära nennen. Spätestens jetzt, wenn sie nach 15 Jahren und ungefähr 1.500 Konzerten zu Ende geht. Das Loft, der wahrscheinlich wichtigste Berliner Rockclub aller Zeiten, ist nicht mehr – jedenfalls nicht mehr, wie wir ihn kannten. Die Agentur Loft Concerts wird ihre Konzerte ab sofort nicht mehr in den bekannten Räumen im Metropol am Nollendorfplatz, sondern hauptsächlich im ColumbiaFritz veranstalten, das am 14. November offiziell eröffnet wird. „Am Montag um 20 Uhr war klar, daß wir umziehen können“, erzählt Geschäftsführer Axel Schulz, „am Dienstag um 23 Uhr zupfte Bob Mould die letzte Gitarre im Loft, zwei Stunden später hatten wir alles rausgetragen und die Tür hinter uns zu gemacht“. Bereits das nächste im Loft angesetzte Konzert der Jon Spencer Blues Explosion wird am 17.11. in den neuen Räumen stattfinden.

Schulz hatte das Loft 1987 gemeinsam mit Irmgard Schmitz von Monika Döring übernommen, die schon Ende der Siebziger als erste Punkkonzerte in Berlin veranstaltet hatte, damals noch in der legendären Music Hall in Steglitz. Schmitz stieg vor zwei Jahren aus, aber bereits seit mehr als zehn Jahren, erzählt Schulz, suchte die Agentur, die auch größere Konzerte in anderen Venues organisiert, nach einem anderen, festen Raum für die kleineren Club-Gigs. Um das ehemalige Kino der US Army am Columbiadamm bemühte man sich bereits sechs Jahre lang, bevor eine „mit uns gut befreundete“ Betreibergesellschaft, bei der Schulz stiller Teilhaber ist, den Zuschlag erhielt.

Das ColumbiaFritz steht trotzdem, so versichert Nadja Metschulat für die Betreibergesellschaft, allen anderen Veranstaltern offen. Tatsächlich ist eine gute Auslastung nötig, um die nicht zu knappe Miete für den bis zu 800 Personen fassenden Saal zahlen zu können. Konzerte von Trinity, Berlin Performance und Downtown sind bereits in Planung, aber „auch Kindergeschichten wird es geben“, so Metschulat. Das Fritz im Namen erklärt sich damit, daß der SFB-Jugendsender „offizieller Medienpartner“ ist, umsonst Werbe-Trailer sendet, Partys im ColumbiaFritz veranstaltet und live aus dem Club überträgt.

Grund für den Umzug des Lofts war das schon traditionell gespannte Verhältnis zu Jacques Ihle, dem Vermieter des Gebäudes, in dem Metropol und Loft liegen. Schon als Monika Döring als Konzertveranstalterin aufhörte, feierte sie das nicht im Loft, für dessen Renommee sie überhaupt erst gesorgt hatte. Ihle wollte ihr selbst für die Abschiedsparty Miete abknöpfen. Auch seitdem war „keine angenehme Zusammenarbeit“ möglich, so Schulz. So mußte beispielsweise für jedes Konzert ein Zimmer in einem benachbarten Hotel gemietet werden, weil Ihle die Duschen nicht freigab. Ob, wie und unter welchem Namen Ihle das Loft weiterführen will, war nicht zu erfahren. Sein Büro beantwortete weder Telefon- noch Faxanfragen.

Schlußendlich waren es aber natürlich vor allem finanzielle Gründe, die für den Umzug sprachen: Die Theken im Loft betrieb Ihle, Konzerte aber allein über Eintrittsgelder zu refinanzieren ist für jeden Veranstalter nahezu unmöglich. So verspricht Schulz für die Zukunft nicht nur eine „hundertprozentige Verbesserung“, was Service und Komfort angeht, sondern endlich auch eine Klimaanlage, die den Namen verdient, und sogar noch moderatere Getränkepreise. Ansonsten bleibt alles beim alten: „Überhaupt keine konzeptionellen Veränderungen“ wird es geben, was das Konzertprogramm betrifft. „Raves werden trotzdem stattfinden“, sagt Schulz, „aber nicht von uns.“ Thomas Winkler