Regenschutz für die Kunst

■ Im Madrider Prado regnete es durch, und im Keller machte sich Ungeziefer breit. Jetzt wird das Museum von dem spanischen Architekten Rafael Moneo behutsam renoviert

Der Ausbau des Madrider Prado-Museums findet unter der Regie des Architekten Rafael Moneo statt. Die wegen akuten Platzmangels und baulicher Mißstände seit Jahren überfällige Vergrößerung des Prado soll in fünf Jahren abgeschlossen sein. Die 14.000 Quadratmeter zusätzlicher Ausstellungsflächen werden rund 230 Millionen Mark kosten.

Statt – wie ursprünglich von der früheren sozialistischen Regierung geplant – mit einem An-, Zu- oder Umbau den klassizistischen Prado- Palast von Juan de Villanueva aus dem Jahre 1819 komplett neu zu gestalten, haben sich die Verantwortlichen gegen die Radikallösung und für eine Operation der „kleinen Schritte“ entschieden. Wie alle Beschlüsse rund um die „Institution“ Prado-Museum, das zuletzt von Havarien wie einem lecken Dach, Wasserpfützen in den Ausstellungssälen und Ungeziefer in den Kellern heimgesucht wurde, eine nicht unumstrittene Entscheidung, gegen die Kulturschaffende und die politische Opposition heftig polemisiert haben. Die Kompromißformel der Kultusministerin wurde durch die Entscheidung einer Fachjury erleichtert, die vor zwei Jahren nach einem Wettbewerb keinen der über 100 Entwürfe als geeignet befand, den Anforderungen „des Prado für das 21. Jahrhundert“ zu entsprechen. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Erzbistum gelang es der neuen konservativen Regierung, eine Abtretung des Kreuzgangs und eines Nebengebäudes der unmittelbar hinter dem Museum gelegenen Sankt-Hieronymus-Kirche zu erwirken. Die zehn Finalisten aus dem gescheiterten Wettbewerb wurden im Sommer nochmals eingeladen, ihre Vorstellungen für eine Prado-Dependance zu formulieren.

Einige Teilnehmer empfanden die Vorgaben von Denkmalamt und Klosterverwaltung als enges „Korsett“ und zogen sich damals vom Wettbewerb zurück. Dem mächtigen Präsidenten des Prado- Patronats, José Antonio Fernández Ordónez, kommt die „kleine“ Lösung durchaus gelegen: „Durch die Verlegung von Verwaltung, Depots und Werkstätten in bereits vorhandene Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft wird der Villanueva-Palast für die Sammlung frei gemacht“, erklärt Ordónez. „Es ist eine bescheidene, aber keine kleine Lösung, in der sich die Architektur den großartigen Kunstwerken unterordnet und sich nicht in den Vordergrund spielt. Die große Architektur sollte freistehenden Museumsbauten wie in London, München oder Bilbao vorbehalten sein.“

Der Wettbewerbssieger Rafael Moneo will den für temporäre Ausstellungen, eine Bibliothek, Konferenzsäle und Werkstätten vorgesehenen Museumstrakt in der Sankt-Hieronymus-Kirche mittels unterirdischer Gänge über ein Vestibül ans Hauptgebäude anbinden. Der aus Tudela in Navarra stammende Moneo ist zuletzt mit einem Hotel- und Bürogebäude am Berliner Potsdamer Platz und dem Architekturmuseum in Stockholm in Erscheinung getreten. Während in San Sebastian eine wegen ihrer ungewöhnlichen, „schrägen“ Kubusform umstrittene Kongreß- und Konzerthalle kurz vor der Fertigstellung steht, arbeitet Moneo bereits an den Entwürfen für eine Kathedrale in Los Angeles. Josef Manola