Hunderttagefragen

■ Warum wendet sich Jost Stollmannn den Kindern zu?

Jost Stollmann arbeitet jetzt wieder mehr zu Hause. Die Geschäftsidee hatte seine Frau Fiona. Mit ihr hat er fünf Kinder und einen gemeinsamen Traum: „Daß jedes Kind einen Laptop hat, mit dem es unglaubliche Sachen machen kann.“ Fünf Kinder, fünf Laptops. Das wäre nicht so schwer. Aber die neue Stollmann-Firma heißt create.it services AG, „entwickelt Dienstleistung zur frühkindlichen und außerschulischen Förderung von Sozialkompetenz“ und plant, so Vorstandssprecher Stollmann, ihren „ersten Marktauftritt“ für das Jahr 1999.

Hat das mit der außerschulischen Dienstleistung dann geklappt, kommen die Schulkinder dran. Fiona Stollmann: „Wenn wir das Geld haben, bringen wir Laptops in die Schulen, zu den Eltern und sagen: Ihr könnt sie haben, ohne Geld, wenn ihr drei Tage in einem Workshop mit den Kindern zusammen lernt.“ Das sollten Eltern wissen. Mein Kind zum Beispiel ist jetzt fünf, also längst im laptopfähigen Alter, und drei Tage, denk' ich, würde ich schon durchhalten. Zumal unter visionärer Betreuung.

Warum wendet sich Jost Stollmann den Kindern zu?

Okay, solche Bedingungen fand er nicht vor, der Beinahewirtschaftsminister. In Bonn gilt auch nicht der 3-Tage-Test, sondern der 100-Tage-Test. Und im übrigen das, was der Finanzminister sagt. Der Schreck darüber ist noch den Diskutanten – ja ja: alles Männer – zum Thema „Finanzen“ auf Jost Stollmanns Homepage anzumerken. Seit sich am 26. Oktober ein Thilo Pfennig zur „Umgestaltung der sozialen Sicherungssysteme“ äußerte, kein Eintrag mehr. „Realität entsteht durch Kommunikation.“ (Stollmann)

Eben. Noch immer hält er auf seiner Homepage 173 Presseorgane zum Anklicken vor – vom Coesfelder Anzeiger bis The Hindu – India's National Newspaper, allein, weil in ihnen einmal oder mehrfach der Name Stollmann gefallen ist. Die Fundstellen werden täglich aktualisiert. Die letzte stammt aus einem Beitrag der Süddeutschen zum Rentensystem, weil der Autor darin einmal den Stollmannschen Begriff „Sozialversicherungsgefängnis“ zitiert.

Die lange Liste der Zeitungen, die Stollmanns Bonner Intermezzo in alle Welt „kommunizieren“, zeigt nicht nur, was Suchmaschinen alles können, sondern auch, wie lang ein Abschied geraten kann. Oder ein Wechsel: Selbst wenn create.it- Kinder die künftigen Kunden sind. Bettina Markmeyer