Wellenkraft und ungiftige Abgase

■ „Jugend forscht“ verleiht europäische Preise für Umweltforschung

Berlin (taz) – Der Däne Henrik Eriksen war es leid, seine kostbare Zeit mit dem Pflügen, Eggen und Aussäen auf den elterlichen Feldern zu verbringen. Der 19jährige tauschte kurzerhand das Traktorlenkrad gegen seinen Schreibtisch und tüftelte eine Kombimaschine aus, die alle notwendigen Arbeitsschritte auf einmal erledigt. Mit diesem Projekt trat der junge Däne bei dem Wettbewerb „Europas Jugend forscht für die Umwelt“ an, der jährlich von der „Stiftung Jugend forscht“ und der Deutschen Bank veranstaltet wird. Gestern wurden im Berliner Schauspielhaus die Preise verliehen. 102 jugendliche Teilnehmer aus 38 Ländern warteten auf das Ergebnis der zwölfköpfigen Jury. Henrik Eriksen gehörte zu den glücklichen Gewinnern: Für seine Kombimaschine bekam einen Sonderpeis und wurde zu einem „Jugend forscht“-Kolloquium am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie eingeladen.

Die Jury achtete bei ihrer Bewertung darauf, wie unterschiedlich fortgeschritten die technischen Standards in den Teilnehmer-Ländern sind und welche Hilfsmittel die jungen Forscher zur Verfügung hatten. Eigeninitiative, Ideenreichtum und Machbarkeit gelten als Pluspunkte. Was in den westlichen Ländern als Stand der Technik gilt, muß von jungen Erfindern anderswo manchmal erst erforscht werden.

Ein anderes außergewöhnliches Projekt stellten drei junge Niederländer aus Maarssen vor. Sie hatten bemerkt, daß Gezeitenkraftwerke zu störungsanfällig sind. „Die Kraft der Wellen zerstört nicht selten die komplizierte Technik“, erklärt der 16jährige Arthur Baas. Er entwickelte mit seinen Freunden als Lösung den Wellenkraftgenerator Poseidon. Der Clou: Das UFO-ähnliche Mini- Kraftwerk wird nicht fest im Meeresboden verankert und kann deshalb den Wellenbewegungen frei folgen. Die Idee wurde honoriert. Die drei Niederländer gewannen den dritten Preis, einen Scheck über 2.000 Mark.

Den mit 8.000 Mark dotierten Hauptpreis gewannen zwei 16jährige aus Kiew: Sie erforschten die Luftverschmutzung in ihrer Heimatstadt und fanden ein Verfahren zur Reinigung industrieller Abgase, das giftiges Kohlenmonoxid in CO2 verwandelt. Jens Uehlecke