Doktor H.H.H. Scherf

■ Bremer Promis und ihr manchmal ungeliebter zweiter Vorname / Nomen est omen – das alte lateinische Sprichwort stimmt immer noch in den meisten Fällen. Wetten?

Nomen est omen – das ist Ihnen zu platt? Für diese alte, lateinische Wahrheit gibt es aber prominente Bremer Beispiele. Sie erschließen sich nur manchmal nicht gleich auf den ersten Blick. Nehmen wir zum Beispiel unseren Bürgermeister Dr. Henning Hans Heinrich (Hahaha) Scherf (SPD). Die Namen haben ihm Vater und Großvater mit auf den Lebensweg gegeben. Heinrich kommt von dem althochdeutschen „hagan“ (Hof) und rihhi (reich, mächtig). Das sagt jedenfalls das Namenswörterbuch. Also: Der Mächtige auf dem Hof, frei übersetzt natürlich. Innensenator Ralf H. Borttscheller (CDU) heißt mit zweiten Namen „Hubertus“ – nach dem Schutzpatron der Jäger. „Da haben meine Eltern sich richtig was Nettes einfallen lassen“, schmunzelt der Innensenator. Also, wir enthalten uns an dieser Stelle jeglichen Kommentars. Das überlassen wir lieber den Flüchtlingsinitiativen.

Der Abgeordnete Klaus Möhle von den Grünen, der auf die Kleiderordnung in der Bürgerschaft pfeift, heißt mit vollem Namen Klaus Dieter Alfred August Möhle (ernsthaft). Und August heißt „der Erhabene“. Bei CDU-Politikerin und Pastorenfrau Elisabeth Motschmann muß man den zweiten Namen gar nicht kennen – schon der erste paßt. Elisabeth „die Gottesverehrerin“. Ihr zweiter Name ist übrigens Charlotte (nicht, daß Sie glauben, wir hätten an dieser Stelle mit der Recherche aufgehört). Häfensenator Uwe Beckmeyer (SPD) heißt richtig: Uwe Karl Beckmeyer, nach einem Onkel, der in Rußland gefallen ist. Das Buch der Vornamen übersetzt „Karl“ mit „Mann oder Ehemann“. Beckmeyer ist also ein ganzer Mann – zumindest dem Namen nach. Die schönste Frau in der Bürgerschaft (das muß man neidlos anerkennen) ist Siegrid Anneliese Karin Koestermann (CDU). Köpfchen hat sie auch. Wenn wundert's. Siegrid kommt von „Sigr“ (der Sieg) und „frighr“ (schön).

Ihrer Parteikollegin Brigitte Apolonia Dreyer ist ihr voller Name peinlich. Muß er gar nicht. Apolonia ist eine Heilige. Und wer Brigitte Dreyer kennt, weiß, daß dieser Name paßt. Auch Theater-Intendant Klaus-Dieter Pierwoß treibt die Nennung seines zweiten Namens die Schamesröte ins Gesicht. Auch er hätte gar keinen Grund. Dieter, die Kurzform von Dietrich, ist durch das Nibelungenlied sehr beliebt. Den Intendanten erinnert der Name aber immer an eine Radiosendung, in der „Genosse Klaus-Dieter“ eine unrühmliche Rolle spielte.

Nur bei dem ehemaligen zweiten Bürgermeister Ulrich Ernst Nölle (CDU) ist das mit dem „Nomen est omen“ ein wenig anders. Ernst übersetzt das Namenswörterbuch mit „entschieden, zum Kampf bereit“. Als sich Nölle mit CDU-Chef Neumann anlegte, machte er seinem Namen zunächst alle Ehre. Später trat er dann allerdings zurück. Hmmm. Schön ist auch der Name von Carsten Günter Erich Sieling (SPD). „Die Namen meiner Patenonkel benutze ich nicht. Die stehen nur in meinem Personalausweis.“ (Und jetzt auch in der taz). Manchmal wirkt der Name wie ein böser Fluch – so wie Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD). Bei so einem Namen braucht man keinen zweiten. Und Streit mit den Lehrern hatte Bringfriede wahrlich genug. Den ungewöhnlichsten Namen der Stadt hat Bringfriede übrigens nicht. Den hat der Galerist Christof Eginolf (sic!) Steinbrecher. Ein alter Rittername, über dessen Bedeutung man nicht nachdenken muß – der ist einfach zu schön, findet

Kerstin-Victoria Elise Schneider