Dokumentation
: Fachdebatte gefordert

■ Physik-Professoren der Universität äußern sich zur Elbmarsch-Studie

In einem Gutachten unserer Kollegin am Fachbereich 1 (Physik/Elektrotechnik) der Universität, Inge Schmitz-Feuerhake, für die BI gegen Leukämie in der Elbmarsch wurden Plutonium und Americium-Funde (...) so interpretiert, daß sie nur aus dem Kraftwerk Krümmel stammen könnten. Dies wurde von der BI unverzüglich durch Pressemitteilungen veröffentlicht. Dr. Gerald Kirchner, Laborleiter der Landesmeßstelle für Radioaktivität im FB Physik/Elektrotechnik der Uni Bremen, sowie weitere Experten haben der Auffassung mit dem Hinweis widersprochen, daß diese Funde eher dem Fallout aus atmosphärischen Atomwaffenversuchen in den 60er Jahren zuzurechnen seien. Angesichts der Brisanz der Situation in der Elbmarsch und der Kontroverse um die von Frau Schmitz-Feuerhake vorgenommene Zuweisung der nachgewiesenen radioaktiven Stoffe zum Kernkraftwerk Krümmel bedauern wir, daß der Weg einer Veröffentlichung in den Medien gewählt wurde, ohne daß vorher die Interpretationen im bundesweiten Fachkollegium einer Würdigung unterzogen werden konnten. Dies ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht zu akzeptieren.

Darüber hinaus weisen wir darauf hin, daß sich aus dem Recht auf Freiheit in Forschung und Lehre praktisch uneingeschränkte Gestaltungsspielräume der einzelnen Professoren an Universitäten bezüglich der Publikation ihrer Forschungsergebnisse und -interpretationen ergeben. Daher ist die auch in diesem Fall in zahlreichen Medien geübte Praxis inakzeptabel, den Terminus „Wissenschaftler der Universität ...“ anstelle des Namens des/der Wissenschaftlers/Wissenschaftlerin zu benutzen. Wir sind der Ansicht, daß eine fachliche Bewertung der vorgestellten Studienergebnisse trotz der leider bereits geführten öffentlichen Diskussion noch erfolgen muß. Wir werden versuchen, uns in wissenschaftlich sorgfältiger Weise im Rahmen der Möglichkeiten an einem eingehenden wissenschaftlichen Diskurs und einer angemessenen Gesamtbewertung zu beteiligen.