Einarmig mit Alter Ego

■ Zehn Jahre musikalischer Klamauk: Aprillfrisch-MäGäDäm-Schwarz zeigen ein Best-of-Programm im Schmidt Theater

Nostalgie, Nostalgie: Das Bühnenbild zeigt angestaubte Kulissen und Kisten voller vergammelter Requisiten. Zum Beispiel ein schwarz bekleidetes Skelett – „das war wohl der Kritiker von der taz oder von der Mopo. Damals haben wir ja noch Mitmach-Nummern gehabt...“ Vor zehn Jahren zeigten MäGäDäM (Andrea Bongers und Jo Jacobs) mit ihren Freunden Aprillfrisch (Rolf Claussen, Stefan Gwildis) und Ralf Schwarz zum ersten Mal ein Kleinkunst-Musical im Schmidt. Seit vorgestern zeigen sie ein Best of ihrer inzwischen zahlreichen Programme, doch: „Wie soll man sich entscheiden, wenn man wie wir 60, 70 oder gar 120 riesige Hits hatte?“

Drei Stunden lang spielten Aprillfrisch – MäGäDäM – Schwarz, allerdings nicht alle ihre Hits, sondern nur die Songs aus Stücken von Wutt-ke II bis zu Vollgas sofort. So war schnell klar: Dieser Abend ist nicht nur nostalgisch, hier herrscht vor allem Freude, Freude! Und wenn die sich auf der Bühne breitmacht, steckt sie bekanntlich auch das Publikum an. So gingen die Zuschauer eifrig mit bei Stefan Gwildis' Darbietungen als eifriger Hochbahn-Mitarbeiter Sengelmann oder als trampeliger Automechaniker Wuttke, freuten sich über Jo Jacobs als einarmiger Schiffskoch, über Andrea Bongers als schüchterne Marie mit dem Alter Ego eines grimmigen alten Mannes. Sie feierten den herrlich spontanen Rolf Claussen, in den meisten und unterschiedlichsten Rollen, wußten die Keyboard-Begleitung des zurückhaltenden Ralf Schwarz zu schätzen. Und sie wollten immer mehr hören von den lustigen, wilden und auch zarten Liedern.

Beim Zugaben-Zählen habe ich irgendwann aufgehört. Aber Achtung: Ab jetzt, versprach Claussen, werden die Zugaben ins jeweils nächste Hauptprogramm aufgenommen – „und nach zwei Wochen sind wir bei fünf Stunden“. Das wäre dann doch zuviel. Lydia Bach