Tödlicher Autounfall

■ Mit János Bogdán verlieren die Roma in Ungarn einen wichtigen Repräsentanten

Bukarest (taz) – János Bogdán war immer beschäftigt. Er redete wenig und wirkte meistens wie jemand, den schwere Sorgen umtreiben. Auf die gadsche, auf diejenigen, die nicht zu den Roma gehörten, konnte er oft abschätzig herabschauen. Doch das wirkte eher beeindruckend als beleidigend. Er strahlte ein Selbstbewußstsein aus, das schwer erkämpft und aus ungezählten kleinen und großen Demütigungen zu kommen schien.

János Bogdán, Gründervater und Direktor des ersten Roma- Gymnasiums der Welt, starb am vergangenen Wochenende bei einem Autounfall in Südungarn. Die ungarische Roma-Bewegung hat eine ihrer wichtigsten Repräsentanten verloren.

Bogdán wurde 1963 in einem winzigen Dorf in Ostungarn geboren. Er gehörte zu den Roma, die sich in Ungarn selbst Beasch nennen und einen besonderen rumänischen Dialekt sprechen. Er studierte in Budapest und Szeged Ungarische Philologie, Philosophie und Geschichte und arbeitete danach als Lehrer in der südwestungarischen Stadt Barcs.

1992 wurde er Direktor des Ghandi-Gymnasiums in der südungarischen Stadt Pećs, des ersten Roma-Gymnasiums der Welt. Die Modellschule, so hatten sich Bogdán und seine Mitarbeiter vorgestellt, sollte kein humanitäres Hilfsprojekt, sondern eine Eliteanstalt werden, um unter den Roma Intellektuelle – etwa Lehrer, Rechtsanwälte und Mediziner – auszubilden, an denen es mangelt. In den ersten Monaten avancierte das Gymnasium zu einem Starprojekt in den ungarischen Medien. Doch es arbeitete nie nach Bogdáns Wünschen. Denn wenn es ihm auch nicht an Publizität fehlte, so doch an finanzieller Unterstützung. Durch die schlechte Bezahlung der Lehrkräfte herrschte unter diesen von Anfang an eine hohe Fluktuation.

Auch mit Vorurteilen aus den eigenen Reihen hatte János Bogdán zu kämpfen: Unter einigen führenden ungarischen Roma-Intellektuellen gelten die Beasch nicht als „wirkliche Roma“, weil sie deren traditionelle Sprache, das Romani nicht sprechen. Keno Verseck