Chef der SFB-Abendschau entlassen

Im Sender Freies Berlin (SFB) ist ein erbitterter Machtkampf mit politischem Hintergrund zu Ende gegangen: Der Leiter des Regionalprogramms, der „Abendschau“-Chef Harald Prokosch, muß sich einen neuen Job suchen. Sein Fünjahresvertrag, der Ende April ausläuft, wird nicht verlängert. Nach taz-Informationen hatte der 40jährige ein Bleiben beim Sender an die Bedingung geknüpft, daß sein Stellvertreter Gerhard Horstmeier geht. Das sei jedoch nicht akzeptiert worden, da es auch im Sender Bestrebungen gegeben habe, den konservativen Journalisten loszuwerden. Prokosch war vor fünf Jahren vom Nachrichtensender n-tv zum SFB gewechselt. Die „Abendschau“ ist eine der meistgesehenen Regionalsendungen überhaupt und gilt als das Aushängeschild des Senders. Die Position, die Prokosch bekam, sei ein „schwarzer Stuhl“ gewesen, der aus internen Gründen mit CDU-nahem Personal besetzt werden sollte, heißt es im SFB. Auch deshalb sei der neue Chef diesen Informationen zufolge vielen schon bei Amtsantritt „nicht ausschließlich angenehm“ gewesen. Nach starkem Widerstand am Anfang, habe man sich jedoch an den Status quo gewöhnt: Prokosch sei „nicht mehr aufgefallen“, habe aber auch nichts mehr gebracht. Zwar sei der Journalist „nicht geliebt“ worden, sei aber bei der Personalführung zumindest „äußerlich okay“ aufgetreten. Derzeit könne man „nicht viele treffen“, die traurig über das Ende der Amtszeit Prokoschs seien, hieß es. Nach taz-Informationen habe der scheidende Chef weder von der Qualität seiner Arbeit noch von seiner politischen Wirkung her den Erwartungen der konservativen Kreisen genügt, die ihn auf seinen Posten gebracht hätten. Ein Dreivierteljahr vor den Abgeordnetenhaus-Wahlen hätten diese Kreise deshalb nach Alternativen für Prokosch gesucht. Der SFB- Pressestelle zufolge gibt es noch keinen Nachfolger für Prokosch. Vorläufige Planungen des SFB sehen vor, daß es zukünftig stündlich vor allem am Vormittag Nachrichtensendungen geben wird. Auch Nachrichten gegen Mittag und 15 Uhr sind geplant. Laut Informationen aus dem Sender habe Prokoschs Entlassung nichts mit den Umstellungen zu tun. Prokosch wollte sich gegenüber der taz nicht äußern. taz