Nichts ist klar – Bremerhaven sagt „ja“

■ 28 Seiten Werbe-Beilage in der Nordsee-Zeitung: Kampagne für den Ocean Park / Pläne ändern sich ständig, Rentabilität ist offen – dennoch sollen die Bürger am 7. März entscheiden

In Bremerhaven läuft in diesen Tagen vor der Bürgerbefragung am 7. März eine beispiellose Kampag-ne für den Ocean Park. Auf die regelmäßigen „Ja“-Anzeigen halbstaatlicher Gesellschaften folgte gestern in der Nordseezeitung eine 28seitige Beilage, die schon optisch – blau coloriert – für den Ocean Park wirbt.

In der redaktionellen Verantwortung des in den Ruhestand gegangenen früheren Chefredakteurs Claus Petersen sind da von Oberbürgermeister, Wirtschaftssenator und Bürgermeister („Scherff“) werbende warme Worte abgefragt worden, und ausführliche offiziöse Informationen einfach abgedruckt. Offenbar wurde gezielt vermieden, in auch nur einem Text den kritischen Argumenten Raum einzuräumen. Der Informationsgehalt der redaktionellen Texte ist dabei mehr als dürftig. Es werden schlicht Texte der Nordsee-Zeitung aus den letzten Wochen neu abgedruckt, allerdings nur positive. Auf den letzten Seiten der Beilage hat es offenbar auch dafür nicht mehr gereicht. Mit großformatigen Prospekt-Bildern und zwei halbseitigen Collagen aus alten Schlagzeilen wird der Platz mehr recht als schlecht gefüllt. Offenkundig hatte die Zeitung für 28 Seiten „Textanzeigen“ gebucht, von der Projektmanager-Firma Köllmann aber keine Texte bekommen, um den Platz zu füllen.

Besonders peinlich fällt dies bei dem Zoo am Meer aus. Die Zeitungsbeilage bedient sich alter Köllmann-Bildchen, inzwischen sind diese Pläne aber nicht mehr aktuell. Die Staewog hat den Auftrag bekommen, den Zoo-Ausbau zu planen und zu organisieren.

Die Plan-Skizze zeigt den „Blauen Planeten“ am Neuen Hafen, entspricht also dem letzten Planungsstand. Wo vor einer Woche neben dem Blauen Planeten noch Einzelhandelsflächen eingezeichnet waren, steht nun aber „Optionsflächen“. Trotz des Planungs-Chaos, das in den letzten Wochen immer wieder neue Varianten ins Spiel brachte, behauptet die Zeitung in einem nicht gezeichneten Artikel: „Der neue Masterplan also liegt vor und wird präsentiert. Und nur auf dieser Grundlage sollte man sich mit der Fragestellung des Bürgerentscheids befassen ...“ In der Zeitungsbeilage gibt es die Bürgerini-tiative „Ocean Park - Nein danke“ schlicht nicht.

„Die Verpflichtung zu seriöser Information scheint die Zeitung nicht zu kennen“, sagt dazu einer der Mitglieder dieser Bürgerinitiative, Richard Lahmann. Lahmann war 25 Jahre lang Vorstand der Geestemünde-Bank in Bremerhaven und 16 Jahre lang CDU-Fraktionsvorsitzender. Am 10. Dezember, sagt Lahmann, wurde in der Stadtverordneten-Versammlung die Fragestellung beschlossen, ob die Bremerhavener „auf der Grundlage der bisherigen Planung“ für den Ocean Park seien – „nur um diese Planung kann es sich bei der Bürgerbefragung handeln“. Aber die will heute niemand mehr, seitdem werden die Bausteine des Ocean Parks herumgeschoben wie die Klötzchen beim Monopoly.

Seit einer Woche nun ist ein Einzelhandels-Zentrum in den neuen Plänen aufgetaucht, das nicht mehr „integriert“ an die Bremerhavener City anschließt, sondern fernab steht und somit konkurriert – „verheerend“, sagt die Bremerhavener Gewerkschaft HBV. Verkehrskonzepte gibt es derer drei, Finanzierungskonzept – Fehlanzeige. „Und jetzt sollen die Bürger entscheiden“, spottet Lahmann bitter. K.W.

Öffentliche Veranstaltung der Bürgerinitiative: heute. 3.3., 19 Uhr, VHS Bremerhaven