Verdoppelte Langsamkeit

■ Good Funeral Music: Granfaloon Bus und Souled American passen zu Beerdigungen und zu deutschem Bier

Wenn dieser Tage anläßlich eines neuen Albums von Granfaloon Bus die Rede ist, erfahren wir über das Quartett aus San Francisco meist dreierlei. Erstens: Die Band mag Bier. Zweitens: Das deutsche Bier ist besser als das amerikanische. Und drittens: Die Band mag am liebsten deutsches Bier. Na dann, Prost! Doch Felix Constanza sieht gar nicht nach Drogen aus. Er sieht nicht mal wie der Sänger aus. Eher wie ein Schlagzeuger oder Bassist. Jemand, der sich freut, wenn ihm Fragen gestellt werden, und sympathisch grinst, falls einem seine Antworten gefallen. So wie diese: „In Amerika sagen die Leute, wir seien nicht americana genug.“

Folglich will man die gerade gemütlich gewordene Format-Nische möglichst schnell wieder verlassen. Doch wohin? Alternative Country? No Depression? Wurzel-Rock? Constanza ist sich da selbst nicht sicher. Tatsächlich ist das Spiel seiner Band viel zu komplex, um sich mit den grobkörnigen Visionen von Bands wie 16 Horse-power oder Son Volt zu decken. Die Songideen entstammen eher dem Indie-Rock, wo Bands wie Pavement seit langem die Lust an Sperrigem mit kleinen Harmonien zu ködern wissen.

Bei Granfaloon Bus bleibt vieles eine Frage der Perspektive. So wie die kolorierte Laubsägearbeit auf dem Cover von Good Funeral Weather. Die bunte musikalische Oberfläche läßt nicht immer auf die Dicke des Holzes schließen. Constanza ist gerlernter Zimmermann, zum Songschmied mußte man ihn erst überreden. In neun Jahren veröffentlichten Granfaloon Bus gerade mal vier Alben, von denen die letzten drei ausschließlich bei einem deutschen Label erschienen.

Zu Hause muß man sich also selbst importieren. Grund? Siehe oben. Deshalb wird Constanza aber noch lange nicht zynisch: „Mir gefällt der Widerspruch in Good Funeral Music. Ob Regen oder Sonne, nach Beerdigungen sind sich die Leute immer einig, daß es das passende Wetter war.“

Den passenden Soundtrack für solche Angelegenheiten liefern an diesem Abend indes andere. Über das langsame Spiel von Souled American war man sich schon immer einig: good funeral music.

Michael Hess

mit Susan James: So, 14.März, 21 Uhr, Logo