Kommentar
: Verschwindende Zeugen

■ Warum der Abriß des „Powerhouse“ denkmalschützerisch fragwürdig ist

Egal, ob man das von Graffiti und abblätterndem Putz gezeichnete Gebäude schon lange als Schandfleck empfunden hat und nun froh darüber ist, daß sein Abriß auch dem nächtlichen Techno-Terror ein Ende setzt: Auf St. Pauli wird mit dem „Powerhouse“ einer der letzten architektonischen Zeugen der Gründerzeit verschwinden, sollte sich die Sprinkenhof AG mit ihren Abbruchplänen durchsetzen. Einiges spricht dafür.

Ob Hamburg diesen Verlust verschmerzen kann, ist eine Frage. Die drängendere ist, was es heißt, wenn so mit denkmalgeschützten Objekten umgegangen wird.

Bislang war üblich, die Schutzwürdigkeit eines Gebäudes daran zu messen, ob es eine herausragende städtebauliche oder historische Bedeutung hatte. Die Eigentümer wurden sinnvollerweise zu seinem Erhalt verpflichtet. Über diese finanzielle Belastung stöhnten viele, die Stadt aber blieb hart.

Doch nun ist die Stadt in der mißlichen Lage, selbst Eigentümerin zu sein. Sie, und nicht die Verwalterin Sprinkenhof ist es, die für den Erhalt aufkommen müßte. Das reicht als Argument, alle denkmalschützerischen Überzeugungen den wirtschaftlichen Zwängen unterzuordnen.

Mag sein, daß es bei dem leidigen Einzelfall bleibt. Wenn aber künftig allen Gebäuden, deren Renovierung Geld kostet, generell die nachträgliche Aberkennung des Schutzstatus' droht, dann wird mit dem „Powerhouse“ gerade eine neue städtebauliche Ära eingeleitet.

Und das Denkmalschutzamt müßte sich fragen lassen, womit es seinen eigenen Erhalt rechtfertigt. Heike Haarhoff