Die Republik des Berliner Plenarbereichs

■ taz-Serie zur Reichstagseröffnung: Beginnt am Montag auch die Berliner Republik?

In der kommenden Woche ist es soweit. Die Bonner kommen. Zumindest für einen Tag. Am Montag werden sich die Abgeordneten des Deutschen Bundestages im Plenargebäude Reichstag zu ihrer ersten Parlamentssitzung sammeln. Damit hat es sich mit dem Parlamentarismus in der Hauptstadt zwar wieder bis September, doch der erste Schritt ist getan.

Die Bundesregierung in Berlin, der alten und neuen Hauptstadt, das Parlament im alten Reichstagsgebäude – für viele ein Zeichen der aufziehenden Berliner Republik, die in Diskursen beschworen, in Debatten angemahnt und unter Bonner Politikern verpönt wurde.

„Der Begriff hat eine gewisse Klärung der deutschen Bewußtseinshorizonte ermöglicht“, konnte unlängst der Historiker Heinrich August Winkler zur Erhellung dessen, was diese Republik sein soll, beitragen. Die Berliner Republik sei, „daß Berlin als Hauptstadt deutlicher hervortritt“, befindet der ehemalige Leiter des Bundeskanzleramtes, Horst Teltschik.

Der frühere Berliner Innensenator Jörg Schönbohm nannte schon lange vor dem Krieg im Kosovo auch die „außenpolitische Handlungsfähigkeit“ als Merkmale dieser neuen Republik.

Von neuer deutscher Normalität über die vereinigte Republik bis zur Republik der rot-grünen 68er hat der ursprünglich konservative Begriff einer deutschen Normalität „nach Auschwitz“ erstaunliche Wandlungen vollzogen. Wir haben einige BerlinerInnen befragt, wie sie es – angesichts des Umzugs von Bonn nach Berlin – mit dieser Berliner Republik halten. In den kommenden Tagen kommen sie bei uns zu Wort. Und am Montag erscheint ein taz-Spezial zur ersten Bundestagssitzung im Reichstagsgebäude. Barbara Junge