Bescheuerte Weiten

■ Wolfgang Joop gratuliert Dieter Bohlen zum Geburtstag – im Internet

Ein Mann von Welt: Wolfgang Joop, Gründer der gleichnamigen „Duft-Company“ (Joop). Ein Ästhet. Und ein Self-made-Mann. Als Student der Werbepsychologie und Kunstpädagogik gewann Wolfgang mit seiner Frau Karin einst, 1970, bei einem Modewettbewerb die ersten drei Preise, und keine 30 Jahre später hält er sich für den bekanntesten Designer Deutschlands: „Mit einer unverkennbaren Handschrift“.

Das läßt der Potsdamer Beau, der „charismatische Kreateur“ (Selbstauskunft), jeden wissen, der sich auf der Suche nach der Homepage des Braunschweiger Computerhändlers Dirk-Werner Joop vertippt und statt www.joop.DE dummerweise www.joop.COM in seinen Web-Brauser eintippt. Toll: Unser Mode-Mann besitzt „Domizile“. In Monte Carlo, Hamburg und New York. Und zur Zeit wird seine neue Villa in Potsdam, ein „bedeutendes Bauwerk“ aus dem Jahre 1908, vom Architekten Professor Joseph Kleihues renoviert.

Alles das schreibt Joops Wolfgang auf und wir lesen es auch noch. Das World Wide Web ist geduldig, genauso wie wir. Hat der Mann keinen Friseur, dem er das alles erzählen kann? Warum machen wir den Computer nicht einfach aus? Er sei „nicht nur Künstler, sondern auch genialer Illustrator“ und, Eigenlob stinkt nicht, „darüber hinaus ein begnadeter Autor“. Auf der nach oben Arschoffenen Ego-Skala ist das eine glatte 20. Wir sind begeistert! Joop wähnt sich „in ständigem Kontakt“ mit internationalen Künstlern und Fotografen, seinen „Inspirationsquellen“. Lallt aber, was für ein schöner Gegenbeweis, hier nur uns Inspirationsquallen zu.

Wer aber macht sich einen Reim darauf, daß der begnadete Autor am 7. April ein verspätetes Geburtstagsgedicht für den Dieter von Modern Talking im Internet, nunja: veröffentlicht. Echte Fans wissen: Dieter Bohlen hatte bereits am 7. Februar Geburtstag. War Joop unter den Gästen? Hat er sein Ständchen dort vorgetragen? Oder hat er sich nicht getraut? Ist Dieter Bohlen der internationale Künstler, mit dem Joop in ständigem Kontakt steht? Woher weiß er sonst, daß Bohlens Eier blond sind? Und warum nennt er sie „Locken“? Fragen über Fragen, mit denen sich, wenn es nach Joop geht, künftige Schülergenerationen im Deutsch-Leistenkurs herumplagen werden. Sie finden das Werk unter http://www.joop.com/site/stories/editorial/mitte/content.html. Soenke Jahn