Viel G'schiß um die Kinder

■ Die Kabarettistin Pia Hoffmann gastierte mit viel Mutterwitz beim „Frontfrauenfestival“ im Schnürschuhtheater

„Frauen machen zuviel G'schiß um ihre Kinder!“ meint der dickbäuchige Hausmeister, mit dem Pia Hoffmann ihr Programm eröffnet. Er rasselt mit dem Schlüsselbund, kratzt sich am Hintern und fügt seinem debilen Geschlurfe ein dreifaches „oder, hä?“ hinzu. Die Tochter dieses stotternden Stereotypen hat ein Kind gekriegt und erlebt damit tiefgreifende Veränderungen. Wir sind gespannt.

„Muttermal!“ hieß ja die Devise, und das mag unterschiedlichste Erwartungen geweckt haben, denn Kinder kriegen ist zwar banal, aber auch hip, und die biologische Uhr tickt bekanntlich laut. Das Publikum war aber generationsmäßig gemischt und Männer wurden auch gesichtet.

Eines wollte Pia Hoffmann gleich zu Beginn klarstellen: Ich liebe mein Kind, meinen Freund, meine Mutter! Als müsse sie sich rechtfertigen. Dabei war ihr Cho-rus-Line-gemäßes Kissen-, Klopapier – und Kasperleschwenken, das TV-gerechte Posing mit der Babyflasche eher harmlos.

Wenn Pia Hoffmann sich im Rollenrausch eine Perücke nach der anderen auf ihr krauses Kurzhaar stülpt, und mit schriller Stimme zu unsäglichen Grimassen die Grotesken des Mama-Alltags bayerisch, schwäbisch und hamburgisch erzählt, regieren nicht Häme und Plattheit. Erstens ist sie supersympathisch, zweitens scheint sie privat höchst ausgeglichen und drittens steckt hinter ihrer schlagfertigen Spielfreude ein perfekt getimter Profi, der ruhig erzählt, die Pointen beiläufig setzt, und tick-betonte Körperarbeit in den Vordergrund stellt.

Es wackeln die Korkenzieherlöckchen, wenn ihre Frauen sich (ähnlich wie bei Käthe Lachmann) hysterisch ins tonlose Hauchen seufzen und dazu die Arme begeistert wedeln. Todkomisch, wenn sie das liebevolle Wippen mit dem schicken Oldie von Kinderwagenmodell zum absurden Schütteln steigert, als wäre es ein Schneebesen. Witzig, wenn sie die ungleiche Schwellung der Brüste infolge Stillens erklärt, und der Satz „Neulich war ich im Dromarkt“ klingt wie eine Kriegserklärung.

Bei Pia Hoffmann erschöpft sich das Mutterthema aber schnell zugunsten pantomimischer Tierrätsel, Bauchrednernummern und Karaoke. Doch Anachronismen hin, Dramaturgie her, die Frau ist wirklich grandios. Wenn sie als Frau Irene mit frechen Sexposen einen falschen Schwul-Blinden im Schwimmbad anmacht oder Hausmeistersohn Horstl sich zu Gilbert O'Sullivans altem Hit „Jeans“ rhythmisch an den ausgestopftem Männerslip über (!) der Hose greift, werden charakteristische Details ausgespielt, und bei aller Kostümiererei schimmert das bewährte Rezept durch: Weniger ist mehr. Danke Pia! Almut Behl

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