In Ungarn rückt der Krieg immer näher

■ Kaum aufgenommen, schon mitten im Krieg: Das junge Nato-Mitglied Ungarn spielt eine wichtige Rolle in der Bündnisstrategie

Budapest (dpa) – Mit der Ankunft von 20 amerikanischen F/A-18-Kampfflugzeugen ist der Krieg gegen Jugoslawien für die Ungarn noch ein Stück realer geworden. Ungarn, das keine zwei Wochen vor Beginn der Luftangriffe am 24. März formal Mitglied des Nordatlantischen Bündnisses wurde, ist der einzige Nato-Staat, der an Jugoslawien grenzt. Die Führung des Landes muß zwischen Bündnis-Loyalität und der Verpflichtung gegenüber 300.000 ethnischen Ungarn abwägen, die in der nordserbischen Wojwodina leben.

Ungarn ist seit Beginn der Luftschläge in das Geschehen einbezogen. Nato-Kampfflugzeuge nutzen den ungarischen Luftraum für den Anflug auf ihre Ziele, vor allem im Norden Jugoslawiens. Eine Staffel Tankflugzeuge vom Typ KC-135 ist am Budapester Flughafen Ferihegy stationiert. Die Bevölkerung betrachtet die zunehmende Einbindung ihres Landes in die Nato-Kampagne mit gemischten Gefühlen. Die Fernsehbilder von zerstörten zivilen Objekten im serbischen Fernsehen lassen bei den Menschen Zweifel an der Richtigkeit der Nato-Schläge aufkommen. Die Politker hingegen halten es – abgesehen von den extremen linken und rechten Rändern – mit der Staatsräson, die zur Bündnis-Loyalität verpflichtet. Deren realpolitische Bedeutung war bereits zu Beginn festgelegt worden: Budapest gewährt jedwede denkbare Unterstützung für den Nato-Luftkrieg (und, wenn nötig, den Durchzug einer künftigen Kosovo-Friedenstruppe), wünscht aber keine offensiven Bodentruppen, die von Ungarn aus agieren.