St. Pauli wird selbständig

■ JungunternehmerInnen aus der Schanze und dem Karoviertel treffen sich zum ersten Gründer-Brunch bei der Steg

So sehen also die neuen GründerInnen aus: Roger Stenzel von Yellobit trägt Zopf und ein dichtgestricktes Wollkäppi Marke Ritterhelm, Jutta Kreischer von FKK weite Dreistreifer-Trainingshosen und Christiane Strasse vom Projektwerk einen schwarzen Blazer überm T-Shirt. Die Klamotten der schätzungsweise 50 Jung-UnternehmerInnen, die zum ersten „Gründer-Brunch St. Pauli“ gekommen sind, wirken so vielfältig wie der Stadtteil und wie das, womit sie Geld verdienen wollen: Datenbankentwicklung, Mode, Unternehmensberatung.

VertreterInnen von fast 70 neuen und in Gründung befindlichen Firmen hatte die Gründer-Info St. Pauli gestern in die Alte Rinderschlachthalle am Neuen Kamp eingeladen, zum Erfahrungsaustausch und um sich gegenseitig kennenzulernen. „St. Pauli ist auch tagsüber angesagt“, behauptet Projektleiter Kurt Reinken. „In nur zwei Jahren haben sich hier mehr als hundert Firmen eingenistet.“ Vor allem KleinstgründerInnen ziehe es in das Szene-Milieu des Schanzen- und Karoviertels.

Mit der Gründer-Info versucht die Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg), neuen Firmen im und rund um das Schanzenviertel auf die Beine zu helfen. Sie bietet Orientierungsveranstaltungen für Gründungswillige, dazu Fachvorträge und Unternehmensberatung in Gruppen. Zu den 16 Vorträgen im vergangenen halben Jahr seien rund 200 Interessierte gekommen, die Gruppenberatung hätten 130 Gründungswillige wahrgenommen, bilanziert Reinken.

Auch die Etage 21, das Existenzgründerzentrum der Steg im Schlachthof mit kleinen, billigen aber repräsentativen Gewerberäumen, kommt nach Auffassung Reinkens gut an. In den anderthalb Jahren seit ihrer Eröffnung hätten sich rund 200 Betriebe für die Räume dort interessiert. Weitere 100 hätten sich nach freien Gewerberäumen anderswo in St. Pauli erkundigt. Die Gründer-Info sammelt Informationen zum Raumangebot und stellt sie unter www.gründer-info.de ins Internet.

Den brandneuen Netz-Auftritt der Gründer–Info managt eine der von ihr betreuten Firmen: Iconscreen.de, ein Büro für Internet-Gestaltung, hat die bunten Web-Seiten mit Informationen über Vortragstermine, Förderprogramme und Jung-Firmen entwickelt. Und auch für speckumwickelte Datteln und den Käse-Nuß-Quark zum gestrigen Brunch zeichnet eine Firma verantwortlich, die erst im vergangenen Jahr entstanden ist: der Kochsalon. Er bietet „Essensversorgung für schaffende Menschen“, inklusive Service und Beratung. Gernot Knödler