Solidarität mit den Leidensgenossen im Kosovo

■ Die Minderheiten der Türken in Bulgarien und der Ungarn in Rumänien unterstützen uneingeschränkt die Nato-Angriffe auf Jugoslawien. Sie sehen in dem Krieg nur einen weiteren Ausdruck dafür, daß Minderheitenprobleme in Südosteuropa immer noch nicht gelöst sind

Die Ungarn in Rumänien und die Türken in Bulgarien zählen seit Beginn des Krieges zu den konsequentesten Befürwortern des Nato-Angriffs auf Jugoslawien. Beide Minderheiten sehen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert wie die Kosovo-Albaner.

Diese Haltung haben die politischen Vertreter der Ungarn in Rumänien jetzt erstmals in einem offiziellen Dokument bekundet. Unlängst verabschiedete der „Demokratische Verband der Ungarn in Rumänien“ (UDMR) auf seinem Kongreß im siebenbürgischen Miercurea Ciuc eine Resolution zum Krieg im Kosovo.

In der „Erklärung zur politischen ethnischen und wirtschaftlichen Stabilität auf dem Balkan und in Osteuropa“ bezeichnen die Vertreter der 1,6 Millionen Ungarn in Rumänien den Kosovo-Konflikt als Ausdruck dafür, daß die Minderheitenprobleme in Südosteuropa nicht gelöst seien. Schuld am Kosovo-Konflikt trage das Miloevic-Regime. Der UDMR unterstützt nachdrücklich das Vorgehen der Nato gegen Jugoslawien. Er spricht sich dafür aus, daß Minderheiten in Südosteuropa eine Autonomie erhalten und ihre Rechte international garantiert werden. Der UDMR stellt diese Forderungen auf dem Hintergrund vielfacher, negativer historischer Erfahrungen. Die Ungarn in Siebenbürgen machen sieben Prozent der Bevölkerung Rumäniens aus und leben meist in kompakten Siedlungsgebieten. Nachdem das habsburgisch-ungarische Siebenbürgen nach dem Ersten Weltkrieg an Rumänien fiel, mißachteten sowohl das Rumänien der Zwischenkriegszeit als auch das Ceausescu-Regime Minderheitenrechte.

Nach dem Sturz des Diktators erfüllten sich nur wenige Hoffnungen der Ungarn auf eine Besserung ihrer Lage. Seit zwei Jahren ist der Ungarnverband in einer Koalitionsregierung. Die meisten Wünsche der ungarischen Minderheit lehnen die rumänischen Koalitionsparteien ab, weil sie die nationalistische öffentliche Stimmung fürchten. Langfristig verlangt der Verband eine Autonomie für das südostsiebenbürgische Szeklerland, in dem mehr als die Hälfte der Rumänien-Ungarn wohnen.

Auch die politischen Vertreter der 800.000 Türken Bulgariens sehen ihre Minderheit in einer ähnlichen Lage wie die Kosovo-Albaner. Mitte der achtziger Jahre versuchten die bulgarischen Kommunisten die Türken durch die Änderung ihrer Namen zu bulgarisieren. Hunderttausende Türken flohen in die Türkei und kehrten erst wieder im November 1989 zurück.

Heute machen sie etwa neun Prozent der Bevölkerung aus, verfügen aber nicht über institutionalisierte Minderheitenrechte wie muttersprachliche Bildungseinrichtungen. Im Februar dieses Jahres unterzeichnete Bulgarien die europäische „Rahmenkonvention zum Minderheitenschutz“. Die Verfassung verbietet ethnische Parteien; eine türkische Minderheitenorganisation, die „Bewegung für Rechte und Freiheit“ (DPS), wurde nach 1989 jedoch als Parlamentspartei geduldet. Die DPS nimmt nicht an der Regierung teil. Anders als die oppositionellen Sozialisten unterstützte sie im Parlament die Freigabe des bulgarischen Luftraums für die Nato. Obwohl der DPS Verbindungen zu islamistisch-terroristischen Gruppierungen in der Türkei nachgesagt werden, hat sie sich von einem bewaffneten Kampf der Türken in Bulgarien distanziert. Keno Verseck, Bukarest