Kutips zum Wochenend

Heute abend um 19.30 Uhr spielen SchauspielabsolventInnen des Drama Departments der Universität Toronto im Theater am Leibnizplatz Was Ihr wollt. Sie können – die obige Zeitangabe legt diesen Entschluß ja durchaus nahe – um 19.30 Uhr hingehen. Die Anerkennung ihrer ordnungsliebenden Mitmenschen wäre Ihnen gewiß. Aber wenn Sie heute abend erst kurz vor Mitternacht Lust verspüren, diesen in englischer Sprache vorgetragenen und als Club-Urlaubsanimation in der Karibik inszenierten Shakespeare-Klassiker zu sehen, ist das auch kein Problem. Regisseur Norbert Kentrup wird das verstehen. Ja er wird Sie sogar freudestrahlend an seine mächtige Brust quetschen und ausrufen: „Andere würden Sie nun eine gottverdammte Schnarchnase schimpfen. Ich hingegen erblicke in Ihnen einen roten Bruder der Langsamkeit.“.

Das klingt wirr. Und doch: Alles hat seine Richtigkeit. Denn aus Toronto, wo Norbert Kentrup ein Jahr lang als Visiting Professor am Drama Department unterrichtete, ist der Shakespeare-Company-Mitbegründer völlig verwandelt zurückgekehrt. Was ein jeder versteht, der wie Kentrup schon mal bei –40 Grad Celsius Außentemperatur einen kanadischen Indianer für 19 Uhr zum Essen eingeladen hat und vier Stunden später noch immer allein am Küchentisch saß. Nicht wenige würden angesichts dieser wiederholten Erfahrung zukünftig nur noch Deutschschweizer zum Essen einladen. Nicht aber Norbert Kentrup, der sich beeindruckt zeigt von diesem völlig anderen Lebensgefühl und erzählt, er wolle diese neuen Erfahrungen ab September in seine Arbeit bei der Shakespeare Company einfließen lassen. Was Kentrup in Kanada noch gelernt hat, wird die Inszenierung mit seinen sieben kanadischen SchülerInnen zeigen. Und sollten Sie noch heute urplötzlich den Indianerhäuptling in sich entdecken und gar erst 36 Stunden später meinen, jetzt stehe Ihnen der Sinn nach Shakespeare – auch das kein Problem. Denn Norbert „Rothaut“ Kentrup versteht das nur zu gut und hat für Montag um 11 Uhr gleich noch eine Aufführung von „Was Ihr wollt“ angesetzt. – Wundern Sie sich also nicht, wenn bald die Premieren am Leibnizplatz mit der Zeitangabe „Irgendwann am Wochenende“ versehen sind.

Einmal sollten Sie sich an diesem Wochenende allerdings noch urdeutsch verhalten. Denn am Sonntag, um Punkt 13.33 Uhr, öffnet das Wahllokal 333 in der Weberstraße/In der Runken. Der Verein 99 für Lebensfreude und DADA e.V. rund um den unter ominösen Umständen von der Wahl ausgeschlossenen Bürgermeisterkandidaten Günther Kahrs wartet dort mit gratis Kaffee & Kuchen aufs Wahlvolk. Wenn dort ganz ganz viele ihre Stimme abgeben, will Kahrs gleich am Montag das amtliche Wahlergebnis anfechten, was Neuwahlen zur Folge haben könnte (Infos unter www.meister-propper.de). Ihre Stimme zählt! taz