„Linke Reifen, linker Strich“

Pinneberger Verkehrsgesellschaft bietet StudentInnen Ausbildung und Jobs als BusfahrerInnen für die Semesterferien und danach  ■ Von Kai von Appen

„Als Student sucht man immer einen Job.“ Der angehende Jurist Holger Freud las den Aushang im PVG-Bus mit Interesse. Eine kostenlose Ausbildung zum Busfahrer wurde StudentInnen da geboten sowie 15 Mark pro Ausbildungsstunde – Voraussetzung: ein Führerschein Klasse drei. Freud bewarb sich und ist nun einer von sechs Studierenden, die sich derzeit bei der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) in Schenefeld ausbilden lassen.

Neben dem Studium einen Busführerschein erwerben und anschließend einen Job mit Schichtzeiten nach Wahl – das Angebot der PVG bietet nicht nur StudentInnen Vorteile. Die müssen sich nach der Ausbildung für drei Jahre verpflichten, und die Verkehrsgesellschaft, die diverse Buslinien in Hamburg abdeckt, kann auf selbstgeschultes Personal zurückgreifen. Mit dem Einsatz von Studierenden habe man „durchweg positive Erfahrungen gemacht“, lobt PVG-Fahrlehrer Peter Timm, der die Idee dazu hatte. „Studenten sind kopflastig, die gehen im Alltag mit Konflikten ganz anders um.“

Lernen müssen sie trotzdem – in Theorie und Praxis. So werden nicht nur Kenntnisse über die Wirkungsweise von Busbremsen vermittelt, sondern auch Verkehrsregeln gepaukt. „Gewisse Dinge muß ein Busfahrer überprüfen und handhaben können,“ erklärt Timm. „Wenn jemand bei der Prüfung durchfällt, dann meistens wegen des mangelnden Grundwissens aus dem ersten Führerschein.“ Frisches Fachwissen, weiß Timm, „sitzt immer“.

Im praktischen Unterricht ist Fahrschüler Freud in dieser Woche erstmals nach Hamburg hineingefahren. „Das Landstraßenfahren können wir ja inzwischen“, macht Peter Timm ihm die Fahrt schmackhaft und warnt: „Achten Sie besonders auf Motorradfahrer, die sind zu allem fähig.“ Dann beschränkt sich der Fahrlehrer auf Tips und auf dem Bock herrscht eine entspannte Atmosphäre. „Linke Reifen, linker Strich“, so der Hinweis für die Fahrt in der engen Busspur; „Schrittgeschwindigkeit“ als Richtlinie beim Passieren von Bussen an der Haltestelle. Und: „Ruhig die 50 fahren, wenn es geht“, sagt Timm, „als Linienbus haben Sie einen Zeitauftrag.“

Die Anzahl der Fahrstunden beträgt laut Vorschrift mindestens 58 Einheiten zu je 45 Minuten. Doch in der Regel müssen die SchülerInnen 100 Fahrstunden absolvieren. „Wir bilden schließlich für den Eigenbedarf aus,“ begründet Timm die Gründlichkeit, „wir wollen die behalten.“

Die StudentInnen können sich die Arbeitstage und -schichten in der Regel selbst aussuchen. „Wenn Not ist, wird schon mal rumgerufen“, räumt Timm ein. Aber: „Das Studium hat Vorrang.“ 100 Einsätze – eine Schicht dauert zwischen acht und zehn Stunden – pro Jahr sollen möglichst geleistet werden, „davon 50 in den Semesterferien“, erklärt PVG-Sprecherin Susanne Rieschick-Dziabas. Nach der Ausbildung beträgt der Stundenlohn etwas über 18 Mark.

Holger Freud macht der neue Job „viel Spaß“. Das Busfahren ist für ihn eine „echte Alternative“ zu herkömmlichen Jobs und außerdem eine Investition für die Zukunft. Und „aufregend“ sei es auch, so einen 27 Meter langen Bus zu lenken. „Mit einem Pkw gar nicht zu vergleichen.“

Bewerbungen an: Pinneberger Verkehrsbetriebe, Osterbrooksweg 73, 22869 Schenefeld, Tel.: 040/83 99 40