170 Kilometer ohne Benzin: Nur Hupen macht Krach

■ Zum elften Mal beweisen Elektroautos auf einer Rallye, wie alltagstauglich sie sind

Daß Martin Morocutti von weit her kommt, hört man an seinem österreichischen Akzent. Zur Hans-e-mobil-Rallye für Elektroautos am Wochenende war der junge Mann von Wien angereist. In einem Citroen Saxo electrique brauchte er für die 1600 Kilometer vier gemütliche Tage. Das Ziel der Rallye von Hamburg nach Ahrensburg und Geesthacht: zu zeigen, daß Elektroautos alltagstauglich sind, hat er damit doppelt und dreifach erreicht.

Denn die Rallye-Strecke, die am Freitag und Sonnabend bewältigt werden mußte, war bloß 170 Kilometer lang. Dafür mußten die Piloten allerlei Sonderprüfungen nebenbei ablegen: eine Orientierungsprüfung, weil die Fahrer der e-Mobile mit beschränkter Reichweite zur Zeit noch gut planen müssen, wo sie Kraft schöpfen können; der Schottertest, um zu prüfen, ob die Batterien halten; der Tempotest, „weil auch Elektroauto-Fahrer mal rasen wollen“ und eine Deichprüfung, bei der getestet wurde, wie leicht die Wagen auf dem Deich die Elbe abwärts rollen – eine Frage der Energie-Effizienz.

Viel hat sich getan, seit Thomas Albrecht vor elf Jahren die erste Elektroauto-Rallye in Hamburg organisierte. Sehr viel skurriler seien die Fahrzeuge damals gewesen, sehr viel mehr Bastler seien mit ihren Wagen angetreten. „Einer kam mit einer Taschenlampe als Frontscheinwerfer an“, erinnert sich Albrecht. Die Prüfer von der Dekra seien damit gar nicht glücklich gewesen.

Den Fahrzeugen, die am Freitag am Start in der Mönckebergstraße standen, war zum großen Teil nicht anzusehen, daß sie alle 100 Kilometer an eine stinknormale Steckdose müssen: Citroen Saxo und AX, ein gelbes Trike mit Sonnenzellen, ein Austro-Porsche und ein paar Trabis rollten geräuschlos und ohne Abgasqualm los.

In die drei Dutzend e-Mobile, mit denen Mitarbeiter der Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) tagtäglich durch Hamburg huschen, wurde deshalb eine spezielle Zusatz-Hupe eingebaut: Das an ein Echolot erinnernde „Ping“ soll den Krach des Motors ersetzen und Fußgänger vor der anrollenden Blechkiste warnen.

Elektroautos sind auch für Privatleute erschwinglich. Zwar kostete Martin Morocuttis Citroen Saxo 46.000 Mark. Der Wagen sei aber auch vergleichsweise luxuriös, wehrte Morocutti ab. Der elektrische Fiat Panda, den er vorher benutzte, habe lediglich 19.000 Mark gekostet. Für eine Tankfüllung, die im Durchschnitt etwa 120 Kilometer weit reicht, müssen die Fahrer dafür nur drei Mark auf den Tisch legen – viel weniger als selbst für Diesel-Wagen.

Gernot Knödler