Neue Berlinische Galerie: Kunst im Wasserbad?

■  Feuchtigkeit in den einstigen Bierkellern der Kreuzberger Brauerei gefährdet Kunstwerke, sagt Architekt. Mehrkosten möglich

Die Kellergewölbe der früheren Schultheiss-Brauerei, die derzeit zu Ausstellungsräumen für die Berlinische Galerie umgebaut werden, gefährden nach Ansicht des Architekten Winnetou Kampmann die Kunstwerke. Sowohl die Feuchtigkeit in den Bierkellern als auch das Grundwasser vom nahen Kreuzberg könnten bei mangelnder Isolierung die Leinwände beschädigen. Außerdem sorgt sich Kampmann um die aus den alten Mauern austretenden Säuren, die den Bildern ebenfalls zusetzen könnten.

Hintergrund des Kampmann-Vorstoßes ist die Ankündigung des Museumsleiters sowie des Investors Realprojekt, einen Bauschaden- und keinen Feuchtigkeitsspezialisten als Gutachter für die Wasserschäden zu bestellen. Der Architekt, der für die Berlinische Galerie bereits den Martin-Gropius-Bau renoviert hatte, plädiert dafür, „daß andere Untersuchungen von Fachleuten nötig“ seien. Die Weigerung der Bauherren, den Ort von einem Spezialisten prüfen zu lassen, lasse den Schluß zu, Realprojekt scheue sich vor den zusätzlichen hohen Kosten einer Sanierung.

Realprojekt baut gemeinsam mit der Deutschen Bank die Gewölbe der einstigen Schultheiss-Brauerei zum Landesmuseum um. Das Museumsquartier samt neuen Wohnungen am Viktoria-Park wird für 300 Millionen Mark entwickelt und soll 2002 fertiggestellt sein. Kampmann begründet seine Sorge damit, daß die Brauerei in der Vergangenheit die Bierfässer kühl und feucht gelagert hatte. Außerdem sei „das fließende Schichtwasser des Kreuzbergs in die Gewölbe eingedrungen“. Eine Isolierung der Ausstellungsräume müsse entweder durch eine kostenintensive Modernisierung, etwa durch den Einbau einer „zweiten Wand“ vor die bestehenden Wände, oder mittels chemischer Abdichtungen durchgeführt werden. Kampmann: „Sonst gehen die Bilder kaputt.“

Willo Göpel, Sprecher von Realprojekt, räumte ein, daß die Keller durchnäßt sind und der Vorwurf Kampmanns zum Teil zutreffe. „Es gibt eine Restfeuchtigkeit durch die Brauereinutzung“, sagte Göpel. Schultheiss habe zudem dort rund 3.000 Liter Bier entsorgt. Außerdem seien verschiedene „Decken feucht und undicht“. Die Schäden seinen seit einem Dreivierteljahr bekannt. Klar sei auch, daß die Kellermauern freigelegt und isoliert werden müßten.

Göpel bestätigte, daß zur weiteren Untersuchung der nassen Innenräume ein Baugutachter mit einer Prüfung beauftragt worden sei. „Die erarbeiteten Verfahren werden dann angewandt.“ Die Trokkenlegung sei „in die Kosten einkalkuliert“. Auf die Frage, ob eine Schadensanalyse zu einer Steigerung der Investition führen könnte, sagte Göpel: „Wir wollen hoffen, daß keine Mehrkosten entstehen“, auszuschließen sei dies jedoch nicht.

Entschieden wandte sich der Sprecher gegen Kampmanns Vorwurf, die Kunstwerke seinen gefährdet, und Museum und Investor würden nicht genug Sorgfalt walten lassen. Vom Museumsleiter Jörn Merkert war zu der Kampmann-Attacke und dem Gutachterstreit keine Stellungnahme zu erhalten.

Für den Investor Realprojekt und seine Partner bedeutete die Verteuerung des Umbaus auf dem Gelände ein zusätzliches Problem. Der mit dem Land ausgehandelte Vertrag, der vorsieht, daß Realprojekt für die Sanierung der Brauerei zur Berlinischen Galerie als Ersatzgrundstück das Studentendorf Schlachtensee erhält, ist vom Hauptausschuß abgelehnt worden. Rolf Lautenschläger