In den Straßen von Montevideo feiern sie ein 0:3

■ Uruguay wird im Finale der Copa von Brasilien hergespielt, zieht aber daraus Hoffnung

Bueno Aires (taz) – Alles kann man eben nicht haben. Also zogen Uruguays Fußballfans trotzdem bis in den Montag durch die Straßen Montevideos, um zu feiern. Okay, das Endspiel der Copa America hat man 0:3 gegen Brasilien verloren. Aber für die junge urugayische Mannschaft ist eine Copa-Finalteilnahme dennoch ein echter Erfolg.

Uruguay hat eine wahre Fußball-Euphorie während der vergangenen zwei Wochen durchlebt, die dem Sport in dem kleinen Land am Rio de la Plata nur guttun kann. Wegen undurchsichtiger Fernsehrechtedeals kommt kaum noch Fußball in den für alle zugänglichen freien Kanälen. Für das Endspiel bedurfte es eines Machtwortes von Präsident Julio Sanguinetti, damit das Finale nicht nur über Kabel, sondern auch über Antenne übertragen wurde.

Daß Uruguays Spieler, im Schnitt nicht älter als 20 Jahre alt, die perfekt organisierten und individuell herausragend besetzten Brasilianer schlagen, wäre dann doch zuviel verlangt gewesen. Zwar war der qualitative Unterschied in diesem Jahr geringer als beim letzten Mal, als die Brasilianer scheinbar gegen Slalomstangen spielten. Gereicht hat es immer noch. Locker. Brasilien hat alle sechs Spiele des Turniers gewonnen (17:2 Tore). Uruguay nur eins: 2:1 gegen Ecuador. Die Spiele gegen Argentinien und Kolumbien gingen verloren. Paraguay und Chile wurden nur mit viel Glück im Elfmeterschießen bezwungen.

Die ersten 20 Minuten ließen die Brasilianer die Mannschaft von Victor Púa scheinbar gewähren. Für einen kurzen Moment wurden die 7.000 eigens zum Endspiel angereisten uruguayischen Zuschauer von der Illusion getragen, ihre Mannschaft hätte das Heft in der Hand. Uruguay gefiel in dieser Phase mit schönen Spielzügen. Das waren aber Momentaufnahmen. Bei genauerer Analyse wird klar, daß es dem Spiel der Uruguayer an Koordination und taktischer Flexibilität fehlt. Nach 20 Minuten beendeten die Brasilianer die Illusion. Einen Freistoß köpfte Rivaldo ins Tor – rückwärts über zwei Abwehrspieler und an Torwart Fabian Carini vorbei. Das 2:0 erzielte Rivaldo dann nach einem Solo gegen zwei Verteidiger. Beim 3:0 kullerte Ronaldo den Ball mit solcher Leichtigkeit an Carini vorbei, daß man fast den Eindruck hatte, er würde sich dabei langweilen. Danach gab es für Uruguay kostenlosen Nachhilfeunterricht. Der großartige Rivaldo und Ronaldo öffneten für kurze Zeit ihren Zauberkasten. Schade, daß sich nicht die beiden und Roberto Carlos am Samstag in Mexiko mit dem DFB-Team messen, sondern ein besseres B-Team. Trainer Luxemburgo will aber dennoch „auch den Confederations-Cup gewinnen“.

Uruguay darf da nicht mitspielen. Zwar ist man zusammen mit Argentinien das Land, das die meisten Copas gewonnen hat (14); für die WM in Frankreich hat man sich noch nicht mal mehr qualifiziert. Jetzt soll aber alles besser werden. Bei der nächsten WM-Qualifikation wird Daniel Pasarella Regie führen, zuletzt mit Argentinien im WM-Viertelfinale und als Spieler sogar Weltmeister. Das war 1978 und liegt inzwischen auch schon ein paar Jahre zurück. Nicht nach Uruguays Maßstäben: Deren letzter WM-Titel wurde 1950 gewonnen. Ingo Malcher