Professoren sollen künftig keine Beamten mehr sein

■ Der Chef der Hochschulrektoren, Klaus Landfried, nennt Beamtenstatus „Figur des 19. Jahrhunderts“

Berlin (taz) – Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Klaus Landfried, will Schluß machen mit dem Berufsbeamtentum an deutschen Hochschulen. Der Beamte, sagte Landfried in einem taz-Interview, „ist eine Figur des 19. Jahrhunderts, dem der moderne Leistungsgedanke eher fremd ist“. Daher sollten Professoren keine Beamten sein.

Der Vorsitzende von über 300 deutschen Hochschulrektoren kritisiert scharf den Status seiner Professorenzunft. „Es gibt nach dem bisherigen Dienstrecht leider keine Möglichkeit, wirksame Sanktionen gegen Kollegen zu verhängen.“ Disziplinarverfahren gegen Professoren, die sich pflichtwidrig verhielten, seien zwar möglich – aber sie zögen sich über Jahre hin. „Meist sind die Kollegen schon im Ruhestand, ehe das greift“, sagte der Politikwissenschaftler und ehemalige Rektor der Universität Kaiserslautern. Landfried betonte, daß Frauen so gut wie nie zu den „faulen“ Professoren gehörten.

Die Bildungsministerin des Bundes, Edelgard Bulmahn (SPD), reagierte zurückhaltend auf den Vorstoß Landfrieds. Der HRK-Präsident sei in der von ihr gebildeten Expertenkommission, die bis zum Frühjahr 2000 Vorschläge für die Reform des Dienstrechts an den deutschen Hochschulen erarbeiten soll. Dort könne er seine Vorschläge unterbreiten. Die Ministerin wies darauf hin, daß es den Ländern schon jetzt offenstehe, Professoren nicht mehr als Beamte einzustellen. Bereits verbeamtete Professoren genössen aber Bestandsschutz. Bulmahn selbst setzt eher auf positive Anreize für die beamtete Professorenschaft. „Jeder Professor wird am Gehalt spüren, ob er faul oder fleißig ist“, sagte sie der taz. Bulmahns Expertenkommission wird Ende August tagen. Sie soll eine „wettbewerbs- und leistungsorientierte“ Besoldung entwerfen. Christian Füller Georg Gruber

Interview Seite 6, Kommentar Seite 10