Wut und Trauer bei Gedenkmarsch

■ Etwa 300 DemonstrantInnen aus der Punk- und linken Szene demonstrieren für den nach obskurem S-Bahn-Sturz verletzten Polen

Zusammen mit etwa 50 Punks aus Polen haben gestern an die 300 DemonstrantInnen ihre Anteilnahme mit dem Schicksal eines polnischen Punks bekundet, der am 26. Juli nach einer Schlägerei mit einem Bauarbeiter vor eine S-Bahn gestürzt. Dabei war ihm ein Arm und ein Bein abgetrennt worden.

Die TeilnehmerInnen an der Kundgebung kamen überwiegend aus der Punk-Szene. Die Demonstration lief von der Prenzlauer Allee über die Danziger Straße bis zum S-Bahnhof Greifswalder Straße, wo eine Abschlusskundgebung stattfand.

Vor allem die mitmarschierenden polnischen Punks zeigten sich bestürzt und wütend über das Schicksal ihres Landsmannes. Nach Angaben seiner Freunde war „Christian“ mit anderen Punks auf dem Bahnsteig des S-Bahnhofs Greifswalder Straße von Bauarbeitern geschlagen und mit Schimpfparolen wie „Polackenpack“ und „Scheisszecken“ belegt worden (taz berichtete). Die Polizei bleibt dagegen weiterhin bei ihrer ursprünglichen Version. Demnach hätten fünf Punks „ohne Grund“ die Bauarbeiter angepöbelt. Bei einer Rangelei mit einem Bauarbeiter sei ein Punk auf das Gleis gefallen, da er das Gleichgewicht verloren habe.

Der vom „Antifaschistischen Bündnis Freunde von Christian“ initiierte Solidaritätsmarsch verlief bis zum Ende friedlich. Die Polizei war in der Gegend mit etwa einem Dutzend Mannschaftswagen präsent, hielt sich aber während des Demonstrationszuges zurück. Die Beamten blieben vor allem in ihren Wannen, nur fünf Wagen begleiten den Zug der Trauernden.

Die DemonstrantInnen trugen Transparente mit Aussagen wie „Nazis morden und der Staat schaut zu“, „Nie wieder Deutschland“ und „Verwandelt Wut und Trauer in Widerstand“. Sprüche wie „Nie wieder Deutschland“ und „Deutschland verrecke“ ertönten.

Das Organisationskomitee für die Kundgebung hatte sich im Vorfeld des Zuges gegenüber der Polizei mit seinem Vorschlag für den Verlauf der Demonstration durchgesetzt. Die Polizei hatten ursprünglich vorgeschlagen, den Zug auch durch die Grellstraße ziehen zu lassen, obwohl dort einer der bekanntesten Nazi-Shops Berlins, das Harakiri, angesiedelt ist. Vor Beginn des Zuges hatte die Polizei Personalausweiskontrollen vorgenommen und DemonstrantInnen rigide nach möglichen Waffen durchsucht. Maurice Schuhmann