Keine Tore und keine Sofi

■ Nicht nur für Todt langweilig: VfB-Stuttgart gegen SV Werder Bremen spielte 0:0

Ach, was hätte das Fußball-Leben für Jens Todt doch dramatisch sein können: Im Pokalendspiel Elfmeter vergeigt. Deshalb Pokal verloren. Zum neuen Verein gewechselt. Gegen alten Verein gespielt, Selbsttor gemacht. Bundesligaauftakt 1999/2000 in den Sand gesetzt. Das hätte Schlagzeilen gegeben.

Aber das Fußballschicksal hat „unserem Jens“ diese Dramatik vorenthalten. Rost rettet Pokal und zur Saisoneröffnung gab es gleich Liga-Alltag: Null zu Null. Weißrot oder grünschwarz. Egal. Na, für „unseren Jens“ nicht ganz egal. Denn nun verstärkt er die Abwehr von „debitel“ statt „otelo“. In der Viererkette, mit ganz deutlich defensiven Akzenten. Bei Werder-Trainer Schaaf hätte er sich vielleicht sogar nach vorn beweglicher zeigen dürfen, hätte im Mittelfeld agiert, was ihm mehr liegt und wenigstens ab und an Profilierungsmöglichkeiten bietet. So sah man einen ganz soliden Jens Todt, im zugegeben schickeren VfB-Dress, der sich ganze zweimal in den Bremer Strafraum vorwagte. Dann ein Tor von Todt und schon wäre dieses Spiel etwas Besonderes gewesen.

Aber das Besondere dieses Spiels war, dass eben nichts Besonderes passierte. Daran änderte auch der Platzverweis für Soldo nichts. Daran änderten auch die Klasseparaden von Frank Rost nichts, denn das ist ja bei ihm nichts Besonderes mehr. So hatten beide Teams nichts zu verlieren, außer ihren Viererketten und den Saisoneröffnungspunkt. Und entsprechend langweilten sich die 26.000 Zuschauer. Nebenbei bemerkt ein Publikum, das mit Anfeuerung noch mehr knausert als das Bremer.

Also Gelegenheit, Todts Karriereabschnitt mal genauer unter die Lupe zu nehmen: Der Nick Knatterton unter den Ligakickern, war in Bremen – wie so viele – mit dem kommunikationsgestörten Trainer Felix Magath unglücklich. Und die Entschädigungssumme, die der SV Werder zu zahlen bereit war, war nicht vertragslang genug. Stuttgart dagegen lockte mit dreijähriger Laufzeit, einem modernen Trainer (Ralf Rangnick) und „unser Jens“ unterschrieb seinen wohl letzten langjährigen Profivertrag.

Nun ist er in ein Ensemble gerutscht, das sich erst noch finden muss und stets an den Leistungen des „magischen Dreiecks“ Balakow, Elber, Bobic gemessen wird. Ein falscher Maßstab, das weiß jeder, aber auf solche Feinheiten wird der schwäbische Fan keine Rücksicht nehmen und deshalb ist Unzufriedenheit mit dem neuen Team auf absehbare Zeit fest geschrieben. Das drückt die Stimmung. Aber nicht nur das. Denn der VfB Stuttgart renoviert im Gottlieb-Daimler-Stadion nicht nur gerade seine Haupttribüne, sondern versucht zugleich sein versumpftes Fundament trocken zu legen. Die Spieler Verlaat und Bobic sind schon gegangen, Berthold tut es vielleicht noch und falls der VfB es schafft, den Klubchef Mayer-Vorfelder zum DFB wegzuloben, dann besteht die Chance zur grundlegenden Gesundung. Diesen Prozess wird „unser Jens“ drei Jahre lang begleiten. Wenn es gut geht, dann ist auch ein Abstieg nicht ausgeschlossen und in solchem Falle steht wohl auch ein Dreijahresvertrag zur Disposition.

Jutta Schöpp/Otmar Willi Weber, zu Gast bei der Sonnenfinsternis und im Stadion