Beirat als „kleine Sensation“

■ Zwölf Fachleute zerbrechen sich über eine mögliche Zusammenarbeit Hamburgs mit Entwicklungsländern den Kopf

Für Semou Zinabou ist die Einrichtung des Beirates „eine kleine Sensation“. Dass die Menschen aus den Entwicklungsländern selbst nur mit zwei Personen vertreten sind, nimmt er gelassen: „Das spiegelt die Befindlichkeit in der Gesellschaft wider“. Am Mittwoch abend tagte der Entwicklungspolitische Beirat der Stadt erstmals.

Das Einberufen des zwölfköpfigen Gremiums mit Fachleuten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen und Medien war im Koalitionsvertrag festgelegt worden. Ziel des Beirates ist die „partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Menschen in und aus den Entwicklungsländern“, so Senator Wilfried Maier (GAL), der neben der Stadtentwicklung auch für Entwicklungszusammenarbeit zuständig ist.

Nach Ansicht von Beirats-Vorsitzendem Ingomar Hauchler ist Hamburg mit seinem Hafen, internationalem Handel und Wissenschaft „prädestiniert“ dafür, „die Rückwirkungen unseres Handelns in der Dritten Welt lokal sichtbar zu machen.“ Zwar sei die Welt in Wirtschaft oder Medien zusammengewachsen, „aber politisch und sozial sind wir tief gespalten.“ Dem Professor für Wirtschaftswissenschaften und ehemaligem SPD-Bundestagsabgeordneten liegt zum Beispiel der „interkulturelle Austausch“ zwischen Deutschen und MigrantInnen besonders am Herzen. Die Hamburger Asylpolitik sei „weniger unser Thema“.

Genau dort aber will Beiratsmitglied Zinabou ansetzen: „Man kann Hilfe für Entwcklungsländer nicht trennen von der Frage, wie Ausländer hier behandelt werden“, weiß der EDV-Fachmann, der selbst 1980 aus seiner Heimat Äthiopien flüchten musste. So sei beispielsweise ein massiver Polizeieinsatz gegen Dealer im Schanzenviertel nur eine „Symptombekämpfung“.

Dass der vierteljährlich tagende Beirat dem Senat „auf die Finger schaut“, würde Hauchler allerdings nicht sagen: „Wir prüfen, ob die Politik ihren selbstgesetzten Verpflichtungen nachkommt.“ Dazu erarbeitet der Beirat jährlich einen Bericht. Derzeit beginne man erstmal mit einer „Bestandaufnahme und Analyse“, erklärt Hayo Hayunga vom Eine-Welt-Netzwerk. Klar ist für ihn schon, „dass es in Hamburg viele ausländerfeindliche Aktivitäten gibt – aber auch viele positive Initiativen.“

„Das Bewusstsein der Bevölkerung hat sich vor allem im Bereich des globalen Umweltschutzes entwickelt“, findet auch Zinabou. Eines seiner Ziele für den Beirat liegt allerdings sogar im internen Bereich: „Dass es einmal mehr Migranten darin gibt – denn das sind die kompetenten Ansprechpartner.“ Heike Dierbach