Post will in den nächsten Jahren 2.000 ihrer Filialen schließen

■ Bei der Privatisierung bleibt jede siebte Niederlassung auf der Stecke, der Service angeblich nicht

Hamburg/Bonn (AFP) – Auf dem Weg zur Teilprivatisierung will die Deutsche Post in den kommenden zwei bis drei Jahren 2.000 ihrer rund 14.000 Filialen schließen und den Großteil der verbleibenden Niederlassungen umbauen. Personal werde dabei nicht abgebaut, sagte Unternehmenschef Klaus Zumwinkel der Bild-Zeitung. Der für Herbst 2000 geplante Börsengang der Post ist nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden aber gefährdet, wenn die Europäische Kommission das Unternehmen wegen unzulässiger Quersubventionierung zu einer Milliardenstrafe verdonnern sollte.

Nach den Umbauten will die Post bis Ende kommenden Jahres der Hälfte ihrer Kunden einen 24-Stunden-Service für Pakete, Briefmarken und Finanzdienstleistungen bieten. Angesichts der Konkurrenz von Kurierdiensten erwägt der Konzern dabei auch „innerstädtische Produkte, mit denen wir kräftig Kontra geben“. Im Rahmen eines Pilotprojektes sollen zunächst 24-Stunden-Bereiche aus Geld- und Briefmarkenautomaten zusätzlich mit einer automatisierten Annahmestelle für vorfrankierte Pakete und Päckchen ausgestattet werden. Über mögliche Standorte sei bisher noch nicht entschieden worden. Zu einem möglichen Schnellpost-Angebot sagte der Postsprecher, der Konzern lote derzeit noch die Kundenbedürfnisse nach taggleicher Briefzustellung aus. Konkrete Beschlüsse lägen noch nicht vor. Das Verwaltungsgericht Köln hatte im Juli entschieden, eine taggleiche Zustellung sei „qualitativ höherwertig“ im Vergleich zum Post-Universaldienst und somit klar vom Monopolbereich für Briefe zu trennen. Damit steht der Markt nicht nur für Konkurrenten offen, sondern auch für die Post selbst. Für Standardbriefe hat die Post bis zum Jahr 2002 ein Monopol.

Bei einer milliardenschweren Strafe durch die EU-Kommission könne die Post „den Börsengang vergessen“, sagte Zumwinkel. In dem Streit geht es darum, ob die Post widerrechtlich Verluste im Paketgeschäft durch Gewinne aus dem Monopolmarkt der Briefzustellung ausgeglichen hat. Das gegen die Bundesregierung gerichtetete Brüsseler Verfahren solle noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, damit bei der Post Klarheit herrsche, forderte der Chef des noch im Bundesbesitz befindlichen Unternehmens. Der Bund muss in dem Verfahren bis zum 16. September Stellung nehmen.