Grundwertekommission Underground

■ Hey, Mann, lass dir die Haare schneiden: Das hier ist nicht England, das ist Hanau. Die DJs Kabuki und Miguel Ayala erklären im WFM, warum Drum 'n' Bass doch nicht tot ist

Eine Zeit lang schien diese Musik tatsächlich die Welt aus den Angeln zu heben. Heute haben die meisten Clubs jedoch ihre fest installierten Drum & Bass-Nächte wieder aufgegeben, und die letzten Platten der großen Produzenten konnten auch nicht halten, was sie zu versprechen schienen. Kurz: Die Hoffnung, dass sich Drum 'n' Bass wie etwa HipHop zu einem eigenständigen Genre entwickeln könnte, das immer wieder neue Triebe schlägt und zu kreativen Überraschungen fähig ist, scheint sich nicht zu bestätigen: Drum 'n' Bass ist am Ende.

Das ist zumindest die mediale Wahrnehmung. Doch bei all diesem Gemurmel vom Absterben einer ehemals aufstrebenden Musikkultur, das derzeit den Popdiskurs durchdringt, wird leicht übersehen, dass das Genre sich letztlich freiwillig ins Abseits manövriert hat. Es hat die Lifestyle-Presse einfach ignoriert, weil Underground und Glaubwürdigkeit, so lächerlich das manchmal auch sein mag, für Drum 'n' Bass immer noch die unabdingbaren Grundwerte sind – anders als zur Zeit bei den meisten anderen Popspielarten.

Wirkliche Kenner der Szene sprechen allerdings davon, dass Drum 'n' Bass erst jetzt richtig abgeht – und sich auch erst jetzt wirklich frei entfalten kann, wo die großen Plattenfirmen ihre Scouts viel lieber nach neuen HipHop-Acts suchen lassen und kleine Drum 'n' Bass-Labels wieder eine verstärkte Bedeutung für die Szene bekommen.

In Deutschland zumindest war Drum 'n' Bass bisher eh nicht das ganz große Ding. So ist es bezeichnend, dass eines der führenden Drum 'n' Bass-Labels und Szene-Verbunde in der Provinz zu Hause ist: Die Precision Crew residiert in Hanau und ein paar der wichtigsten deutschen Drum 'n' Bass-Produzenten sitzen auch dort.

DJ Kabuki beispielsweise. Der war gleich bei mehreren Projekten mit dabei, die für größeres Aufsehen sorgen konnten, sogar in England, dem übermächtig scheinenden Mutterland von Drum 'n' Bass. Kabuki gehört zum Bandformat Megashira, hat bei dem Düster-Projekt des Hanauers Makai mit produziert – und nebenher noch eine Menge anderer Sachen laufen: Er ist ein Teil von Karma, einem relaxt groovenden TripHop-Projekt und pflegt als Teil von MK II seine Liebe zu HipHop.

Zu Miguel Ayala aus Frankfurt liegt zwar keine so beeindruckende Künstlerbiographie vor, dafür arbeitet er umso kontinuierlicher daran, den Ball flach zu halten: gelegentlich mal eine neue Maxi machen und viel auflegen. Und natürlich immer wieder zeigen, dass Drum & Bass einfach nicht tot ist. Andreas Hartmann

Heute, WMF, Johannisstraße 20, ab 23 Uhr