Papst nennt noch keinen Termin für den Ausstieg

■ Katholische Schwangerenberatungsstellen in Deutschland machen weiter wie bisher

Hamburg Wiesbaden (dpa) – Noch ist unklar, wann die katholische Kirche aus der Schwangerschaftskonfliktberatung aussteigt. Vorerst können sich die Frauen wie bisher an die Beratungsstellen wenden. Die überwiegende Mehrheit der katholischen Beratungsstellen wird den Schein ausstellen, der für einen Abbruch notwendig ist. Die Bischöfe erwarten, dass sich der Papst im November zu einem konkreten Ausstiegstermin äußern wird.

Bereits an diesem Mittwoch wollen die Erzbischöfe von Paderborn und Köln ihr Konzept zur Konfliktberatung vorstellen. Beide, Degenhardt und Meissner, gelten als Ausstiegsbefürworter.

Die unionsregierten Bundesländer wollen die katholische Schwangerschaftskonfliktberatung auch unter der Verantwortung von Laien fördern. Bei einem Treffen in Wiesbaden sagten die amtierenden und designierten Sozialminister der Länder dem Beratungsverein „Donum Vitae“ (Geschenk des Lebens) ihre volle Unterstützung zu. Die hessische Sozialministerin Marlies Mosiek-Urbahn (CDU) nannte die katholische Beratung unverzichtbar. Sie garantiere die Ausgewogenheit und Pluralität im deutschen Beratungssystem. Die Minister von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, dem Saarland, Sachsen und Thüringen appellierten in einer einstimmig gefassten Resolution an die katholischen Bischöfe in Deutschland, sich nicht aus der Beratung zurückzuziehen. „Jeder einzelne Bischof hat den Spielraum der individuellen Gewissensentscheidung“, sagte Mosiek-Urbahn. Das Beratungsangebot diene dem Schutz ungeborenen Lebens. 1997 hätten die Caritas und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) bundesweit mehr als 20 000 Frauen im Schwangerschaftskonflikt beraten; jede vierte habe sich für ihr Kind entschieden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, hatte am Freitag bekannt gegeben, dass die katholische Kirche langfristig aus dem staatlichen Beratungssystem aussteigen will. Von sofort an kann jeder Bischof für sein Bistum entscheiden, wie lange noch Beratungsscheine ausgegeben werden.