Hetztiraden statt Versöhnung

■ Heute soll in Arad ein rumänisch-ungarischer Versöhnungspark eingeweiht werden. Rumäniens Nationalisten laufen dagegen Sturm

Aus Angst vor der öffentlichen Stimmung hat Regierungschef Radu Vasile seine Teilnahme an der Einweihung abgesagt

Bukarest (taz) – „Das ist, als würde man Hitler ein Denkmal in Auschwitz errichten!“ Diesen Vergleich bemüht Rumäniens Antisemit und Chef der faschistischen „Groß-Rumänien“-Partei, Corneliu Vadim Tudor, für die Aussöhnung mit dem einstigen Erzfeind Ungarn. Genauer: für das Projekt eines „Versöhnungsparkes“, der heute in der westrumänischen Stadt Arad nahe der ungarischen Grenze eingeweiht wird.

Der Extremistenführer Tudor ist mit seinem Protest nicht allein. Auch die anderen Oppositionsparteien, von ihrer Orientierung her „moderat“ nationalistisch, lehnen den Versöhnungspark ab – ebenso wie der Stadtrat in Arad. Aus Angst vor der öffentlichen Stimmung hat der Regierungschef Radu Vasile seine Teilnahme an der Einweihung abgesagt.

Dabei hatte der rumänische Premier sich im Juli mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban persönlich auf die Einrichtung und die gemeinsame Einweihung des Parkes geeinigt. Geplant war das Projekt als Bestandteil des ungarisch-rumänischen Grundlagenvertrages, der unter anderem vorsah, in gemeinsamen Geschichtskommissionen und mit symbolischen Projekten die historischen Feindbilder abzubauen.

Mit Feindbildern hat auch das Denkmal zu tun, das heute im Arader Versöhnungspark neu aufgestellt wird. Es ist ein Obelisk zum Andenken an 13 ungarische Generäle, die während der ungarischen Revolution von 1948 für die Unabhängigkeit Ungarns und Siebenbürgens vom Habsburgerreich kämpften und am 6. Oktober 1849 hingerichtet wurden. Für die Ungarn ist das Denkmal, das 1890 in Arad eingeweiht wurde, eines der bedeutendsten Monumente, wo sie des Scheiterns der Revolution gedenken. Die rumänischen Schwierigkeiten: Im 1848 noch nicht zu Rumänien gehörigen, aber schon mehrheitlich von Rumänen bewohnten Siebenbürgen kämpften Rumänen mit den Habsburgern gegen die Ungarn.

Nachdem Siebenbürgen 1918 an Rumänien fiel, ließen die rumänischen Machthaber das Denkmal abbauen. Für sie war es ein Symbol des ungarischen Anspruches auf Siebenbürgen. Angebote des Diktators Ceausescu, das Denkmal an Ungarn zurückzugeben, lehnten schon Ungarns Kommunisten in den Siebziger- und Achtzigerjahren ab und forderten seine Wiedererrichtung. Bis vor wenigen Tagen lagerte der Obelisk jedoch in einer Arader Kaserne.

Gegen seine Wiederaufstellung demonstrierten am vergangenen Wochenende in Arad mehrere hundert Menschen. Die Einrichtung des Parkes geschieht zwar auf Regierungsanordnung, der Stadtrat von Arad verweigerte jedoch bisher seine Zustimmung dazu, das Gelände für den Versöhnungspark zur Verfügung zu stellen. Aus Furcht vor Konflikten machte der rumänische Regierungschef Radu Vasile am Montag einen Rückzieher: „Krankheitshalber“, so hieß es, könne er an der Einweihung nicht teilnehmen und entsende stattdessen Justizminister Valeriu Stoica.

Dabei ist der Streit um den Versöhnungspark nur der neueste Versuch der rumänischen Nationalisten, die Aussöhnung mit Ungarn zu torpedieren und die Verbesserung der Minderheitenrechte für die 1,6 Millionen Ungarn in Rumänien zu verhindern. So etwa heizen der neokommunistische Ex-Staatspräsident Ion Iliescu und seine Partei derzeit die nationalistische Stimmung an. Iliescu und seine „Partei der sozialen Demokratie“ hoffen so, bei den Wahlen im nächsten Jahr die christlich-sozialdemokratisch-liberale Koalition abzulösen, an der auch der Verband der Ungarn beteiligt ist.

Schlagzeilen macht auch wieder der ultranationalistische Bürgermeister im siebenbürgischen Klausenburg. Anfang September ließ er vor dem ungarischen Konsulat ein Schild mit der Aufschrift „Hier ist das Zentrum der ungarischen Spionage“ aufstellen. Letzte Woche verbot er, am Konsulat die ungarische Fahne aufzuhängen.

Keno Verseck