■ Die anderen
: Die "Frankfurter Rundschau", die "Westfälischen Nachrichten" und die "Nürnberger Nachrichten" über die Rede des deutsch-amerikanischen Historikers Fritz Stern

Die „Frankfurter Rundschau“ beschäftigt sich mit der Rede des deutsch-amerikanischen Historikers Fritz Stern: Man darf unterstellen, dass die Auswahljury nicht von Korrekturgedanken befallen war, aber die Entscheidung, Fritz Stern den 50. und letzten Friedenspreis des deutschen Buchhandels im 20. Jahrhundert zu verleihen, konnte absehbar nur in einer Rede des Geehrten münden, die mit den historischen Auslegungen Walsers 1998 scharf kontrastiert. Fritz Stern hat mit seiner Rede methodisch wie inhaltlich den Versuch abgewiesen, Aspekte oder Abschnitte der deutschen wie jeder anderen Geschichte als beendet oder abgeschlossen zu erachten. Die „Westfälischen Nachrichten“ meinen: Vor einem Jahr entzündete sich an der Rede des Friedenspreis-Trägers Martin Walser eine heftige Debatte darüber, ob der namhafte Schriftsteller einer „Schlussstrich-Debatte“ das Wort geredet habe. Fritz Stern fand gestern jedenfalls die treffenderen Begriffe und teilte seinen Zuhörern mit schlichten, klaren Worten mit, dass es für Deutschland angesichts der Geschichte des 20. Jahrhunderts keinen goldenen Weg in die „Normalität“ gibt. Gleichzeitig machte er den Deutschen jedoch Mut, die innere Einheit voranzutreiben. Es ist bezeichnend, dass auch zehn Jahre nach der staatlichen Einheit stets Intellektuelle aus anderen Ländern die Deutschen zu größerer Freude und Dankbarkeit gegenüber der jüngsten politischen Geschichte ermuntern müssen. In Deutschland dominiert immer noch ein grauer Nörgelton.

Die „Nürnberger Nachrichten“ kommentieren: „Verschweigen ist gefährlich. Ressentiments nisten in der Gesellschaft. Bleiben sie unausgesprochen, dringen sie noch tiefer.“ Ein wahres Wort, Fritz Stern! Man kann das an dem „Populisten“ Jörg Haider sehen, dem es gelang, mit ausländerfeindlichen Parolen so viele Stimmen zu fangen, dass einem angst und bange werden könnte – was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass Österreich Defizite bei der Aufarbeitung seiner Nazivergangenheit aufzuweisen hat. Wegsehen, Verdrängen, das Übergehen zur Tagesordnung sind der falsche Weg, denn wer wegsieht, den holt die Geschichte eines Tages wieder ein. Fritz Sterns Rede in der Paulskirche war ein notwendiger, wohltuender Kontrapunkt zur „Moralkeulen“-Ansprache des letztjährigen Laureaten Martin Walser, dem die angebliche „Dauerpräsentation unserer Schande“ (etwa das Erinnern an Auschwitz und Treblinka) so auf die Nerven ging, dass er glaubte, von „Instrumentalisierung zu gegenwärtigen Zwecken“ sprechen zu müssen.