Diamanten gehen verschlungene Wege

■ Es ist nicht einfach, illegalen Diamantenexport zu unterbinden. Das merken UNO und Südafrika mit Angolas Unita-Rebellen

Unita-Generalsekretär: „Wir werden weiter Diamanten verkaufen. Unsere Stammkunden sind treu und bedingunglos“

Brüssel (taz) – Wird die Entscheidung des südafrikanischen Diamantenkonzerns De Beers, ein Embargo gegen Diamanten aus Angola zu verhängen, den angolanischen Bürgerkrieg zugunsten der Regierung beeinflussen? De Beers traf seine Entscheidung unter dem Druck des UN-Sanktionskomitees, das die seit 1998 geltenden UN-Sanktionen gegen den Diamantenhandel der Unita-Rebellen überwachen soll. Die einzigen Diamanten, die De Beers jetzt noch aus Angola kaufen will, entstammen einem Joint Venture zwischen Angolas parastaatlicher Diamantenfirma Endiama und der australischen Ashton Mining.

Die Unita scheint wenig beeindruckt zu sein. „Wir werden weiter Diamanten verkaufen“, sagt General Paulo Lukamba „Gato“, der als Hardliner geltende Unita-Generalsekretär. „Die Stammkäufer der Unita-Diamanten sind treu und bedingungslos.“

Die Organisation weist auch darauf hin, dass sie längst nicht alle Diamanten Angolas kontrolliert. Das wichtigste Fördergebiet, Lunda Norte an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo, wurde Anfang 1998, als noch Frieden herrschte, der Regierung zurückgegeben. Die Unita kontrolliert aber noch Diamantenminen im zentralen Hochland und im Süden Angolas.

Außerdem habe Unita sowieso nie Diamanten an De Beers verkauft. Die britische Organisation „Global Witness“ hat jedoch recherchiert, dass den Jahresberichten des Konzerns zufolge De Beers zwischen 1992 und 1998 die meisten angolanischen Diamanten erwarb und dass Angolas Diamantenproduktion damals hauptsächlich aus Unita-Territorium kam.

Wieder einmal zeigt sich, dass Sanktionen gegen Angolas Unita sehr schwer duchzusetzen sind. Den seit Juni 1998 geltenden UN-Sanktionen zufolge können nur solche angolanischen Diamanten auf dem Weltmarkt legal erworben werden, die ein Herkunftszertifikat der Regierung tragen. „Global Witness“ zufolge haben aber Regierungsbeamte in Sambia Diamanten aus dem Unita-Gebiet mit gefälschten Zertifikaten versehen und damit als legale Exportware ausgewiesen.

Die Regierung von Kongo-Brazzaville, die sich mit Hilfe angolanischer Truppen an der Macht hält und keine eigenen Diamantenminen hat, exportiert nach Informationen der taz angolanische Diamanten mit Gefälligkeitszertifikaten, die sie als Eigenproduktion deklarieren. Auch in der Demokratischen Republik Kongo gibt es offenbar einen regen Handel mit Diamanten aus Angola. Die Zeitung Le Potentiel in Kinshasa fand heraus, dass zwischen Januar und September 1999 der Kongo offiziell Diamanten im Wert von etwa 200 Millionen Dollar nach Belgien ausführte – Belgien jedoch aus dem Kongo offiziell Diamanten im doppelten Wert einführte. Die Differenz, so die Zeitung, könnte aus Unita-Diamanten bestehen.

Unitas Gönnernetz erstreckt sich bis nach Südafrika. Die Rebellenbewegung soll zwei Diamantenkonzessionen an Südafrikaner vergeben haben. Es hat Zusammenstöße zwischen Unita-Kämpfern und Viehtreibern im südlichen Nachbarstaat Namibia gegeben, weil die Viehtreiber eine versprochene Ladung Vieh im Gegenzug für ein Diamantencollier nicht geliefert hatten.

Nach Ansicht der angolanischen Regierung funktioniert der Diamanten- und Waffenhandel der Unita wie folgt: Die Unita nimmt von den Diamantenschürfern in ihrem Territorium eine Steuer von 40 Prozent, die in einer Schweizer Bank landet. Dieses Guthaben werde dann einem Konto bei einer Bank in Südafrika gutgeschrieben, die dies als Sicherheit für Kreditbriefe an Waffenhändler aus Polen und der Ukraine nutzt.

Diamantenhändler im belgischen Antwerpen zweifeln ebenfalls an der Effizienz eines De-Beers-Embargos. Sie weisen darauf hin, dass De Beers entgegen der eigenen Darstellung über seine Londoner Filiale „Central Selling Organisation“ (CSO) lediglich 40 Prozent des belgischen Marktes beherrscht, über den 80 Prozent der Rohdiamanten der Welt gehen. „Global Witness“ hat denn auch Bedenken: Wenn die Ankündigung von De Beers mehr sein soll als reine Werbung, „muss De Beers öffentlich verkünden, welche Kontrollen es einführen wird, um sicherzustellen, dass Diamanten von Rebellenarmeen in Afrika nicht in die Märkte von Tel Aviv, Antwerpen und London einfließen“.

Aber einen solchen Kontrollmechanismus gibt es bislang nichts. Das UN-Expertenteam, das die Einhaltung der UN-Sanktionen gegen Unitas Diamantenhandel überwachen soll, nahm erst Anfang Oktober seine Arbeit auf. Es hat bisher Schweizer Banker, Interpol-Verantwortliche in Lyon, belgische Zöllner und Antwerpener Diamantenhändler getroffen, danach die CSO in London, und im November stehen Untersuchungen in Angola, Botswana und Südafrika an.

Bis Februar 2000 soll das Team seine Arbeit abgeschlossen haben. Aber es hat noch nicht einmal ein Mandat, nach Sambia, die beiden Kongos und nach Uganda zu reisen – alles Länder, die im Diamantenschmuggel eine Rolle spielen. Und selbst wenn es einmal fertig wird – wer kümmert sich um Angolas Regierung, die ihre Öleinnahmen zum Kauf russischer Panzer und brasilianischer Flugzeuge ausgibt?