■ Die anderen
: „The Guardian“ wendet sich zum russischen Raketenangriff auf Grosny direkt an Regierungschef Putin / Die „Frankfurter Rundschau“ meint zu der Lieferung eines Testpanzers an die Türkei / „La Stampa“ meint zum Freispuch von Andreotti

The Guardianwendet sich zum russischen Raketenangriff auf Grosny direkt an Regierungschef Putin: Dieses Massaker auf dem Markt von Grosny war ein Kriegsverbrechen, Herr Putin, und Sie haben überall Ihre Fingerabdrücke hinterlassen. Sie sind zu weit gegangen – militärisch, geografisch und moralisch. Es ist Zeit, jetzt innezuhalten. Es gibt eine ganze Reihe von Straf- und Abschreckungsmaßnahmen, die der Westen zu ergreifen gezwungen sein könnte, wenn dieses Blutbad weitergeht. Bankdarlehen kommen einem in den Kopf. Aber ein diskretes Wort von dem einen oder anderen westlichen Politiker zu Ihrem Chef kann sich als viel wirksamer erweisen. Präsident Boris Jelzin ist ungeachtet all seines schauspielerischen Talents dafür bekannt, dass er unter westlichem Druck nachgibt. Ehrgeizige Regierungschefs entlässt er so, wie andere Leute Fliegen verscheuchen. Legen Sie die Hunde wieder an die Kette, Herr Putin, bevor Sie selbst aufgefressen werden.

Die Frankfurter Rundschau meint zu der Lieferung eines Testpanzers an die Türkei: Mit der Beschwörung der außerparlamentarischen Geister könnte es den Grünen wie dem Zauberlehrling ergehen. Beim symbolträchtigen Streit über Panzer können sie den Koalitionskonflikt – vorerst – ohne Gesichtsverlust riskieren. Die Entscheidung über das „Ansichtsexemplar“ ist gefallen, und das eigentliche Waffengeschäft ist auf Wiedervorlage geschoben. Doch diese Strategie des begrenzten Konflikts ist nicht beliebig wiederholbar, wenn man nicht als permanenter Verlierer dastehen will. Auch beim Panzergeschäft werden die Grünen irgendwann schmerzhaft erinnert werden, dass die sozialdemokratischen Brüder im Geiste kleinlaut verstummt sind.

Die Turiner Zeitung La Stampa meint zum Freispruch von Andreotti: Dies war kein Prozess über ein Stück italienische Geschichte, und das konnte das Verfahren in Palermo auch gar nicht sein. Dies war und muss ein Prozess über einen Tatbestand der strafrechtlichen Verantwortung Giulio Andreottis bleiben, und die Richter sind zu dem Schluss gekommen, dass dieser Tatbestand nicht zu beweisen ist. Es wäre nun aber ein Fehler, aus dem Freispruch eines Menschen gleich eine Seligsprechung eines ganzen Kapitels der italienischen Geschichte und der italienischen Politik zu machen. Das wäre ebenso falsch, wie wenn man aus einer möglichen Verurteilung einer Person gleich eine Verurteilung des ganzen Systems gemacht hätte.