Charmanter Gastgeber gefordert

■ RB-Intendant: Entscheidung über ARD-Finanzausgleich vertagen

Die Ministerpräsidenten der Bundesländer wollen die ARD-Rundfunkanstalten anweisen, sich in Zukunft in der Form eines Leis-tungsausgleichs stärker als bisher zu unterstützen. Das soll bei einem Treffen der Landeschefs im Rahmen der Beratungen über den ARD-Finanzausgleich am nächsten Donnerstag in Bremen festgeschrieben werden – mit ernsten Folgen für die kleinen Sendeanstalten, denn die Vorschrift käme zu früh, befürchtet der Intendant von Radio Bremen, Heinz Glässgen.

Nach einem Entwurf der Rundfunk-Kommission wird der Finanzausgleich innerhalb der ARD bis zum Jahr 2006 von 1,9 auf ein Prozent des ARD-Gesamtetats gekürzt. Damit fehlen Radio Bremen jährlich bis zu 40 Millionen Mark, ein Fünftel seines Betriebsvolumens (die taz berichtete). Der Sender hofft aber, in Zukunft als Produktionsstätte für andere Sendeanstalten auch Geld einzuspielen.

Das Problem: Die Finanzkommission der ARD hat gerade erst den Auftrag erhalten, auszuloten, welche Anstalt denn wem in welchem Umfang überhaupt hilft. Ergebnisse können die Finanzexperten den Intendanten erst bei ihrem nächsten Treffen am 22. November in Saarbrücken vorlegen.

Deshalb könnten die Ministerpräsidenten, laut Glässgen, derzeit keine Unterstützungsordnung beschließen, in der schon festgelegt ist, in welchem Umfang die grossen ARD-Anstalten wie der Westdeutsche und der Bayerische Rundfunk den Kleinen helfen müssten. Er befürchtet die Verabschiedung einer Leerformel, auf die sich die grossen Anstalten zurückziehen könnten, ohne helfen zu müssen. Er plädiert dafür, den Passus erst im Dezember auf Grundlage der von der ARD erarbeiteten Zahlen zu verabschieden. Auch der Chef der Bremer CDU, Rundfunkratmitglied Bernd Neumann, hält das für sinnvoll. „Es wäre sehr gut, wenn der Gastgeber der Länder-Konferenz seinen hinlänglich bekannten Charme spielen lassen würde, um diesen Punkt von der Tagesordnung zu nehmen,“ empfiehlt er Bürgermeister Henning Scherf.

Um schmerzhafte Einschnitte wird der Sender also auch dann nicht herum kommen, wenn nun für Glässgen alles nach Plan laufen sollte. Zur Disposition steht aber derzeit keine der Hörfunk-Wellen. Der Intendant kündigte vielmehr eine große Bestandsaufnahme im Sender an, um Sparpotentiale auszuloten, – „zusammen mit den Mitarbeitern von Radio Bremen.“ Ob dafür Sachverstand von außen bemüht wird, wie es Neumann forderte, ist noch offen. L.R.