Ex-Terroristen Klein und Schindler bald vor Gericht

■ Anklage wegen dreifachem Mord in Vorbereitung. Klein belastet Schindler

Frankfurt/Main (taz) – Die mutmaßlichen ehemaligen Terroristen Hans-Joachim Klein und Rudolf Schindler müssen sich demnächst offenbar gemeinsam vor Gericht verantworten. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main jedenfalls habe die Verfahren gegen Klein und Schindler „verbunden“ und bereite eine gemeinsame Anklage wegen Mord in drei Fällen vor, berichtete die Frankfurter Rundschau gestern unter Berufung auf „Justizkreise“.

Eine Bestätigung dafür gab es bei der Staatsanwaltschaft allerdings nicht. Die Ermittlungen dauerten noch an, die Vernehmungen seien noch nicht abgeschlossen, hieß es lediglich.

Klein (51) und Schindler (57) wird vorgeworfen, am Terroranschlag auf die Opec-Konferenz 1975 in Wien beteiligt gewesen zu sein. Bei der Aktion mit Geiselnahme unter der Führung des Topterroristen Iljitsch Ramirez Sanches alias „Carlos“ waren drei Menschen erschossen worden. Klein wurde damals angeschossen; er tauchte in Frankreich unter und sagte sich mündlich und schriftlich vom Terrorismus los.

Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen soll Klein bei dem Überfall in Wien zwar keinen Menschen getötet haben. Dennoch wird er wegen „gemeinschaftlich begangenem Mord“ angeklagt. Bis zu seiner Festnahme im September 1998 unterstützten ihn deutsche und französische Intellektuelle finanziell; darunter der EU-Abgeordnete Dany Cohn-Bendit. Neue Spekulationen über die tatsächliche Rolle von Klein bei der Opec-Aktion löste kürzlich ein Kassiber von „Carlos“ aus, der in Frankreich eine lebenslange Haftstrafe verbüßt. Darin wurde Klein des Mordes beschuldigt.

Die „Kampfgenossen“ von einst verraten und beschuldigen sich heute ganz offenbar gerne wechselseitig. Klein hat in den Monaten nach seiner Festnahme ausgepackt. Rudolf Schindler, der lange untergetaucht war und seit 1991 unbehelligt wieder in Frankfurt lebte, wurde im Oktober festgenommen, nachdem er von Klein schwer belastet“ (Staatsanwaltschaft) worden war. Schindler habe ihn für die Aktion in Wien „angeworben“, soll Klein bei seiner Vernehmung ausgesagt haben. Und Schindler habe den Tatort ausgespäht und konspirative Wohnungen für das Terrorkommando angemietet. Der Mann sei damals ein „führender Kopf der revolutionären Zellen gewesen“, teilte die Staatsanwaltschaft mit – gestützt auf die Aussagen von Klein. Klein sagte auch aus, dass der ganz große „Drahtzieher“ des Terroranschlags der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi gewesen sei. Der habe „Carlos“ bezahlt.

Zu einem Prozess vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht in Frankfurt wird es wohl erst Mitte 2000 kommen. Die Staatsanwaltschaft werde rund 80 Zeugen benennen, hieß es in der Frankfurter Rundschau; darunter einige der 70 Diplomaten, die damals Geiseln der Terroristen waren. Und Zeuge ist dann vielleicht auch „Carlos“.

Klaus-Peter Klingelschmitt